Nach zweijährigen Verhandlungen mit der Produzentenallianz hat die eine Selbstverpflichtungserklärung für die künftige Ausgestaltung der Beauftragung von Fernseh-Auftragsproduktionen beschlossen. Damit besteht nun eine ARD-weit einheitliche Grundlage für teil- sowie vollfinanzierte Auftragsproduktionen in den Genres Fiktion, Unterhaltung und Dokumentation. Insbesondere werden die Bereiche Kalkulation und Rechte neu geregelt. Erstmals erhalten Produzenten die Möglichkeit, bei lediglich teilfinanzierten Auftragsproduktionen ihren Anspruch auf Teile der Rechte geltend zu machen, um sie selbst zu verwerten. Zudem sollen "besondere programmliche Leistungen gesondert prämiert" werden - sprich: Fernsehpreise können sich künftig auch direkt auszahlen. "Dieser Leistungsanreiz entspricht in besonderer Weise dem Qualitätsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks", so die ARD-Vorsitzende Karola Wille.

Die Neuregelung umfasst vor allem vier Themenkomplexe. Bei Kalkulationen sollen künftig realistischere Kalkulationen möglihc sein. So dürfen die Produzenten beispielsweise Producer, Rechtsberatungskosten und bei fiktionalen Serien mit mindestens sechs Folgen auch ein Head-Autor mit in die Kalkulaktion eingebracht werden. Die Mehrkosten, die der ARD dadurch entstehen, wurden bei der KEF für die nächste Beitragsperiode angemeldet - sie müssen von dem Gremium erst noch genehmigt werden, ehe die ARD sie den Produzenten dann tatsächlich zugesteht. Alexander Thies, Vorsitzender der Produzentenallianz, attestiert der ARD, damit "ganz an der Spitze der Fernsehsender in Deutschland" zu stehen.  "Es kann dadurch gelingen, in Zukunft auskömmlichere Fernsehproduktionen herzustellen, die dem Zuschauer, aber eben auch allen Filmschaffenden, zu Gute kommen", so Thies.

Punkt 2: Neben vollfinanzierten Auftragsproduktionen sollen künftig verstärkt auch teilfinanzierte Produktionen möglich werden. Der Produzent finanziert die Produktion also mit, erwirbt dadurch aber auch Rechte, die er selbst verwerten darf. Dafür wurde ein "Schichtenmodell" entwickelt, mit dem Sender und Produzenten anhand eines einheitlichen Katalogs die Verwertungsrechte aufteilen können. Alexander Thies kommentiert: "Indem sie künftig Rechte selbst verwerten können, kommen die deutschen Produzenten in eine dynamische, unternehmende und verwertende Rolle, die sich unserer Überzeugung nach einem 'Lizenzmodell' nach britischem Vorbild schon sehr annähert."

Drittens will man mit einemLeistungsmodell Anreize für Innovationen setzen. 3,2 Millionen Euro an Prämien sollen so an erfolgreiche Produzenten vergeben werden. Erfolg wird hier anhand eines Punktesystems bemessen, in das etwa Nominierungen und Auszeichnungen bei wichtigen TV-Preisen wie dem Grimmepreis oder dem Deutschen Fernsehpreis eingehen. Für die jeweils genrespezifisch besten zehn Produktionen eines Jahres wird es daraus einen neuen zweckgebundenen Entwicklungsvertrag für ein neues ARD-Projekt geben.

Innovationen fördern will man auch, indem man Entwicklungskosten unabhängig von der Verwirklichung der Stoffidee übernimmt - sofern ein Produzent etwa zur Teilnahme an einem Pitch aufgefordert wurde. Zudem wurden sieben Regeln für
einen guten Pitch festgehalten: Begrenzung der Teilnehmerzahlen, transparentes Procedere, konkrete Vorgaben, sichere Finanzierung und sicherer Sendeplatz, Erstattung von Pitching-Kosten, Ideenschutz, einheitliche und fortlaufende Betreuung.

Alexander Thies von der Produzentenallianz zeigt sich hocherfreut: "Man kann die ARD zu ihrem Weitblick, dem Mut und der Innovationsbereitschaft beglückwünschen. In der Fernsehauftragsproduktion in Deutschland wird ein neuer Abschnitt beginnen." Karola Wille sagt: "Qualitativ hochwertige TV-Produktionen können nur entstehen, wenn der Partnerschaft zwischen der ARD und den deutschen TV-Produzenten ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung von Verwertungsrechten zu Grunde liegen. Produzenten sind unverzichtbare Partner zur Erfüllung unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags. Eine vielfältige Produzentenlandschaft in Deutschland nicht nur zu erhalten, sondern weiter zu stärken, ist uns daher ein wichtiges Anliegen. Mit den Eckpunkten werden die Rahmenbedingungen für Innovation im Kreativsektor entscheidend weiterentwickelt."

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