Mehr als ein kurzer Tweet und ein Zitat bei "Spiegel Online" steuerte Stefan Aust nach der Trennung von Redakteur Günther Lachmann am Wochenende zunächst nicht bei - erst am Montagnachmittag wandte sich der "Welt"-Chefredakteur in einer Stellungnahme nun direkt an die Leserinnen und Leser. Neue Erkenntnisse steuerte er zwar nicht bei, doch er versprach eine lückenlose Aufklärung in der Affäre um ein angebliches Beratungsangebot Lachmanns an die AfD.

"Es ist nicht das erste Mal, dass Mitarbeiter eines Unternehmens, auch eines Presseunternehmens gegen ihren Arbeitsvertrag, den generellen Presse-Kodex oder andere eigentlich selbstverständliche Grundsätze verstoßen. Das macht die Sache nicht besser", schrieb Aust am Montag. "Wir können aber nichts anderes tun als den Fall lückenlos aufzuklären und die Vorgänge so offenzulegen wie es arbeitsrechtlich irgend möglich ist. Dazu gehört auch, Herrn Lachmanns Berichterstattung über die AfD nachträglich kritisch zu hinterfragen."

Ein Vorgang dieser Art werde "weder geduldet noch vertutscht oder beschönigt", erklärte der Chefredakteur und Herausgeber der "Welt", der sich in der vergangenen Woche zunächst noch hinter seinen Mitarbeiter gestellt hatte. Aust betonte jedoch, dass es für Lachmanns angebliche Honorarforderungen keine schriftlichen Belege gebe. "Doch schon die Emails allein sind grobe Verstöße gegen fundamentale journalistische Grundsätze", so Aust. "Ein Journalist, der sich als PR-Berater einer Partei andient, hat seine Unabhängigkeit verloren, seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt - und damit seinen Job."

Die nationalkonservative Zeitung "Junge Freiheit" hatte am Samstag aus mehreren Emails zitiert, die Lachmann an die Pressesprecherin des nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Marcus Pretzell schickte. So soll Lachmann der AfD empfohlen haben, sich zu einer "Partei der verantwortungsbewussten Demokratie" zu entwickeln. Vier Tage später legte er offenbar ein "Konzept für ein Manifest der Verantwortungsdemokratie" nach.

Die Trennung von Günther Lachmann dürfte nun wohl auch die Justiz beschäftigen. Diesbezüglich äußerte sich Stefan Aust in seiner Stellungnahme vom Montag allerdings recht zurückhaltend: Über weitere juristische Schritte werde der Verlag nach einer detaillierten Untersuchung der Vorgänge entscheiden.

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