So wütend hat man Rudi Völler vermutlich seit dem legendären TV-Interview mit Waldemar Hartmann im Jahr 2003 nicht mehr gesehen: Nach dem Bundesliga-Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund platzte Leverkusens Sportdirektor im Gespräch mit Sky-Moderator Sebastian Hellmann der Kragen. Auslöser gab es gleich mehrere: Zuvor hatte der Schiedsrichter die Partie zunächst für knapp zehn Minuten unterbrochen, weil sich Bayer-Trainer Roger Schmidt zunächst weigerte, auf die Tribüne zu gehen - und kurz nach Wiederanpfiff wurde Leverkusen dann auch noch ein Elfmeter verweigert. Kein Wunder also, dass Völler schäumte.

Das Interview begann zunächst noch recht ruhig, auch wenn der Sportdirektor aus seiner Verärgerung keinen Hehl machte. "Man kann unseren Trainer mal hochschicken, da geht die Welt nicht unter. Das kann passieren, das passiert anderen Trainern auch - erkär's ihm halt vernünftig", so Völlers Forderung an den Unparteiischen, der sich weigerte, Schmidt den Platzverweis persönlich zu unterbreiten, sondern die Botschaft stattdessen über Kapitän Stefan Kießling ausrichten ließ. Dass der Schiedsrichter das Spiel unterbrach, als sei etwas Schlimmes passiert, sei "total übertrieben", sagte Völler - noch immer ruhig (Video auf sky.de nur für Abonnenten).

Sebastian Hellmanns Einwand, der Schiedsrichter müsse laut Reglement so handeln, brachte den früheren Bundestrainer allerdings dann doch auf die Palme. "Aber er hat sich auch revanchiert! Deswegen hat er auch den Elfemeter nicht gepfiffen", polterte Völler schließlich, was Hellmann als "steile These" bewertete. Als der Moderator Völler daraufhin fragt, ob er Roger Schmidt bereits getroffen habe und was er im Sinne des Verein sage, redete sich Rudi endgültig in Rage: "Dass wir hätten Elfmeter kriegen sollen! Was haben Sie als mit Roger Schmidt? Was sollen Sie mit Roger Schmidt?", fragte ein aufgebrachter Völler, woraufhin Hellmann antwortete, der Trainer hätte einfach auf die Tribüne gehen sollen, weil er die Situation ohnehin nicht hätte retten können.

"Es hat doch aber nichts mit dem Resultat zu tun! Es ist doch viel wichtiger, dass der keinen Elfmeter gepfiffen hat, oder finden Sie nicht?", fragte Völler pampig und wollte Hellmanns Antwort gar nicht erst abwarten. "Ich meine doch nur...", begann der Moderator, doch Völler fiel ihm schnell ins Wort: "Ja, was meinen Sie? Was?" Hellmann versuchte seinen Standpunkt zu erläutern: "Gehen Sie davon aus, dass Roger Schmidt richtig gehandelt hat, indem er sich weigert, hochzugehen? Er hat doch der Mannschaft damit nicht geholfen. Das meine ich." Völler, immer wütender, fragte zurück: "Wer hat uns denn mehr geschadet? Der Roger Schmidt oder der Schiedsrichter? Sagen Sie mal ganz ehrlich jetzt!"

"Der Schiedsrichter ist neutral", setzte Hellmann an, woraufhin sich Völler erstaunt gab: "Ach, der Schiedsrichter ist neutral?", fragte er nicht frei von Ironie und wollte daraufhin erneut von Hellmann wissen, wer seiner Mannschaft mehr geschadet habe. "Nicht erst wenn das Mikro aus ist, sagen, du hast ja recht, Rudi! Sondern jetzt vorm Mikro!" Als Hellmann erneut auf die Neutralität des Schiedsrichters verweist, polterte Völler weiter: "Ich habe ja eine andere Frage gestellt." Er sage nicht, dass der Schiedsrichter der Mannschaft geschadet habe, versuchte Hellmann zu beschwichtigen, "aber er hat falsch entschieden" - was Völler schließlich als Bestätigung erachtete. Wirklich einig wurden sich die beiden am Spielfeldrand dennoch nicht mehr. Entsprechend unterkühlt verlief dann auch die Verabschiedung.