Zu gerne hätte die Redaktion der "Münchner Runde" am Dienstagabend Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) zusammen mit dem streitbaren Publizisten Henryk M. Broder in einer Sendung gesehen. Roth scheint vom Gedanken, mit Broder zu diskutieren, allerdings nicht angetan gewesen zu sein, sodass sich die Redaktion letztlich für die Politikerin und gegen Broder entschied, was dieser kurz vor Ausstrahlung der Sendung im Blog "Die Achse des Guten" kundtat.

Darin zitierte er unter anderem aus Mails mit jener BR-Mitarbeiterin, die sich um die Ein- und Ausladung kümmerte, und zeigte sich verwundert über den Vorgang. "Nun, ich schwöre es, zwischen Claudia Roth und mir ist nichts, rein gar nichts vorgefallen, außer dass ich einige Male geschrieben habe, was ich von ihr halte. Das ist mein gutes Recht. Ihr gutes Recht ist es, mit mir nicht an einem Tisch sitzen zu wollen. Aber warum werde ich dann ausgeladen und nicht Claudia Roth?"

Wer ein wenig recherchiert, wird übrigens schnell fündig, weshalb Roth dem Publizisten aus dem Weg gehen wollte. Nach den Vorfällen in der Kölner Silvesternacht hatte Broder die Grünen-Politikerin als "Doppelzentner fleischgewordene Dummheit, nah am Wasser gebaut und voller Mitgefühl mit sich selbst" bezeichnet. Zuvor hatte er ihr bereits attestiert, es "mit einer Mischung aus Dummheit und Selbstüberschätzung bis zur Vizepräsidentin des Bundestages geschafft" zu haben, wie die Kollegen vom "Deutschlandfunk" erinnern.

Dass er ausgeladen wurde und nicht Claudia Roth, weiß die Redaktion der "Münchner Runde" plausibel zu erklären. "Ziel der Redaktion war es, eine Sachdiskussion der politischen Vertreter auf Augenhöhe herbeizuführen und Claudia Roth als politischen Gegenpart zu Entwicklungsminister Müller zu setzen", sagte Redaktionsleiter Jürgen Schleifer auf DWDL.de-Nachfrage. "Als der Redaktion klar wurde, dass ein gemeinsamer Auftritt von Claudia Roth und Henryk Broder aufgrund vorausgegangener Auseinandersetzungen möglicherweise nicht zu einem sachlichen Diskurs geführt hätte, hat sich die Redaktion nach sorgfältiger Abwägung entschieden, nur an Frau Roth festzuhalten. Wie Herr Broder in seinem Artikel eindrucksvoll bestätigt, wurde dies ihm in völliger Transparenz kommuniziert."

Aus Broders Artikel gehe auch hervor, dass er nun stattdessen für die "Münchner Runde" in der kommenden Woche eingeladen wurde - sie findet am Tag nach dem mutmaßlich entscheidenden Europa-Gipfel statt. Die Einladung steht übrigens nach wie vor - und sofern sich nicht weitere Gäste sträuben, mit Henryk M. Broder zu diskutieren, dürfte einem Auftritt im zweiten Anlauf nichts im Wege stehen.