Die Streamingplattformen Netflix und Amazon arbeiten bereits an eigenproduzierten Serien aus Deutschland, selbst maxdome spielt mittlerweile offen mit dem Gedanken an eine Eigenproduktion. Bei ProSieben fehlt eine solche auch heute noch. Immer wieder würden Stoffe angeboten, die gut zu ProSieben passen würden, wie Link nun im Gespräch mit den Kollegen von "Werben & Verkaufen" erklärt. "Die Dringlichkeit und die Lust, wieder Themen dort umzusetzen, nehmen zu", stellt Link fest. "Wir denken daher auch über eigenproduzierte Fiction für ProSieben nach". Noch immer, mag man ergänzen, liegt Links gegenüber DWDL.de getätigte Aussage, dass ProSieben eine eigenproduzierte Serie gut zu Gesicht stünde, doch schon beinahe zwei Jahre zurück.

Zunächst einmal liegt der Fokus für Link, der die Geschäftsführung von ProSieben mittlerweile an Daniel Rosemann abgegeben hat und sich auf seine Rolle als Vorstand der ProSiebenSat.1 TV Deutschland konzentriert, bei den übrigen Sendern der Gruppe. "Insgesamt müssen wir darauf achten, dass Sat.1 nicht zu tüttelig wirkt im Vergleich zu ProSieben, das jung und edgy daherkommt", erklärt Link beispielsweise. Gelingen soll dies unter anderem mit den beiden Serien "Einstein" und "Case 23" sowie der Stärkung des Dienstagabends, wo es künftig wieder mehr Erstausstrahlungen deutscher Filme geben soll. Auch am Mittwoch will man schrauben: Hier sollen es künftig durchgehend Factual- und Realityformate richten und gegen die "Champions League" bestehen.

Selbst wieder Fußball ins Programm zu nehmen, scheint eher unwahrscheinlich. Großes Interesse an den Bundesliga-Rechten bekundet Link im "W&V"-Gespräch im Gegensatz zu RTL jedenfalls nicht. "Wir schauen uns immer jedes Sportrecht an und bewerten es wirtschaftlich", kommentiert Link mit Verweis auf die Summen, die "ARD und ZDF für die Rechte raushauen". Als Wirtschaftsunternehmen müsse man sich eher fragen, ob Geld dafür ausgegeben oder lieber in etwas anderes investiert werden soll, wie neulich geschehen beim Programm-Deal mit Disney. Am Vorabend könnte bei Sat.1 unterdessen auch wieder eine Soap laufen. "Trotz des Misserfolgs von Mila wäre es falsch zu sagen, wir machen bei Sat.1 nie mehr eine Soap", meint Link und gibt an, sich in allen Bereichen, eben auch bei den Soaps und Telenovelas, umzuschauen.

Geschraubt werden soll aber auch an kabel eins, den Link als sehr bodenständig und mitten im Leben stehend beschreibt. Vom neuen Senderchef Marc Rasmus erwartet Link, den Sender "wieder eine Spur lauter" zu machen und hofft auf mehr Reality-Formate. "Wir brauchen weitere gute Charaktere wie Sternekoch Frank Rosin und Pferdeflüsterer Tamme Hanken", meint Link. Der noch für dieses Jahr angekündigte und noch namenlose Dokumentationskanal soll unterdessen vor allem ältere männliche Zuschauer erreichen und bietet damit wohl einen Gegenpol zu Sat.1 Gold, das eher auf ältere Frauen setzt. Link schielt dabei auf Werbegelder, die bislang bei ARD und ZDF bleiben. "Es gibt einen Werbemarkt für ältere männliche Zuschauer. Diese Werbekunden sind derzeit bei den Öffentlich-Rechtlichen", so Link, der nebenbei auch schon nicht näher benannte Ideen für weitere Free-TV-Sender erwähnt.