„waipu.tv ist ein neues und innovatives TV-Produkt, das die Flexibilität und den Komfort einer App mit der Verlässlichkeit und der Qualität eines Kabelanschlusses vereint.“ So beginnt die Exaring AG die Beschreibung ihres neuen IPTV-Angebots, das am heutigen Freitag an den Start geht. Zentral ist die App, die für Android- und iOS-Geräte zur Verfügung steht. Dort findet der Nutzer einen EPG und kann sich so den Sender der Wahl aussuchen.

Sehen kann man das Ganze dann nicht nur auf dem Smartphone oder Tablet, sondern natürlich auch auf dem Fernseher. Dazu reicht eine Wischbewegung - daher auch waipu, was im japanischen für wischen steht - um das Bild aufs TV-Gerät zu übertragen, das dafür aber mit einem Streaming-Adapter wie beispielsweise Chromecast ausgestattet sein muss oder schon selbst eine Cast-Funktionalität mitbringen. Dafür entfällt die Notwendigkeit, den Fernseher anderweitig zu verkabeln. Mit waipu.tv können je nach Paket bis zu 4 Streams gleichzeitig geschaut werden - also beispielsweise auf unterschiedlichen Fernsehern. Auch ist es möglich, auf dem Smartphone in andere Programme reinzuschauen, während auf dem Fernseher das ursprünglich gewählte Programm weiterläuft.

All das klingt zunächst nicht gerade revolutionär - bei Zattoo oder Magine kann man zwar vielleicht nicht wischen, aber die Ausspielung via Chromecast auf dem Fernseher lässt sich trotzdem ähnlich einfach bewerkstellingen. Diesen Angeboten voraus hat waipu.tv allerdings die eingebaute Aufnahme-Funktion - je nach gebuchtem Paket sind es zwischen 10 und 50 Stunden, die in der Cloud gespeichert werden können. Dabei ist es nicht so, dass Zattoo oder Magine das technisch nicht bewerkstelligen könnten - es scheiterte hierzulande bislang daran, dass die Rechte der Sender fehlten. In der Schweiz beispielsweise bietet Zattoo nicht nur eine Aufnahme, sondern für alle Sender sogar eine 7-Tage-Recall-Funktion an, mit der alle Sendungen der letzten Tage nachgeholt werden können. In Deutschland konnte man bislang nur wenige Sender wie etwa die Discovery-Kanäle dazu bringen, diesen Service zu erlauben.

Der Unterschied zu den genannten Diensten liegt daher auf technischer Seite eigentlich an anderer Stelle - nämlich in der eigenen Glasfaser-Infrastruktur: waipu.tv verfügt selbst über mehr als 12.000 Kilometer Glasfaser-Kabel, mit denen 23 Millionen Haushalte erreicht werden. Empfangen wird das Signal zwar trotzdem über den ganz normalen Breitband-Anschluss, das Signal wird aber erst „in der Nähe des Haushaltes in den bestehenden Anschluss eingespeist“. Um waipu.tv in HD-Qualität zu nutzen, ist daher ein 16 MBit-Anschluss trotzdem Voraussetzung, 6 MBit reichen für den SD-Empfang.

Vorteil ist laut waipu.tv und der dahinter stehenden Firma Exaring, dass die Daten „an den Engpässen der Internet-Knoten vorbei“ fließen könnten. Damit soll die doch recht große Verzögerung bei der Nutzung von Streaming-Diensten der Vergangenheit angehören, zudem will man eine hohe Qualität des Signals auch bei starker Auslastung steuern. Das Programm kann zudem - allerdings nur bei Buchung eines kostenpflichtigen Pakets - nicht nur jederzeit pausiert, sondern auch von vorn abgespielt werden.

Und damit zu den schon mehrfach angesprochenen Kosten: Die App waipu.tv ist zwar grundsätzlich kostenlos, in der Basis-Variante gibt’s aber nur die öffentlich-rechtlichen Sender zu sehen. Wer die Privatsender sowie die 10 Stunden Aufnahmekapazität nutzen will, muss das Comfort-Paket buchen, das - nach einem kostenfreien Test-Monat mit 4,99 Euro zu Buche schlägt - dann empfängt man die Sender allerdings nur in SD-Qualität. Will man nun das ganze auch noch in HD, mobil und mit mehr Aufnahmekapazität nutzen, dann werden 14,99 Euro fällig. Zum Start sind über 50 Fernsehsender verfügbar, das Angebot soll aber auf über 100 anwachsen.

Hinter dem Betreiber Exaring steht ein erfahrenes Management-Team. An der Spitze steht als CEO Christoph Bellmer, der einst das Bundesliga-Angebot Arena mit aufbaute, von 2006 bis 2009 den operativen Betrieb des Kabelnetzbetreibers Unitymedia verantwortete und danach für ProSiebenSat.1 den VoD-Dienst Maxdome führte. Daneben gehören Matthias Ehrlich, Robert Laier, Frank Pfenning, Markus Härtgenstein und Bettina Bellmer zum Führungsteam. Kürzlich übernahm Freenet 25 Prozent der Anteile an der Exaring AG.