Am Ende ist es doch nicht so schlimm gekommen, wie viele Politiker befürchtet haben: Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders hat am Mittwoch bei den Parlamentswahlen zwar leicht gewonnen, wurde aber nicht so stark wie befürchtet. In den vergangenen Tagen gab es allerdings viele Schlagzeilen rund um Holland, Premier Rutte und natürlich auch um Wilders. Der WDR hat im Zuge dessen vor rund einer Woche die Doku "Holland in Not - Wer ist Geert Wilders?" gezeigt.

Die Doku basiert auf einem mehr als fünf Jahre alten Beitrag der BBC. Viele Aufnahmen sind daher schon alt, vereinzelt gibt es neue Szenen, berichtet Moritz Tschermak im "Bildblog". Wirklich problematisch aber scheinen neun Minuten gegen Ende des Films. Plötzlich geht es um Wilders’ angebliche Verbindungen zum Judentum und zu Israel. Tschermak resümiert: "Van der Valk [der Reporter, Anm.] und der WDR setzen verschiedene Versatzstücke so zusammen, dass der Zuschauer am Ende die vermeintliche Enthüllung sehen könnte: Geert Wilders‘ Kampf gegen den Islam sei eigentlich der Kampf Israels gegen den Islam. Hinter Wilders Islam-Hetze steckten die Juden."

Auch einige Geldgeber Wilders werden genannt und es wird erwähnt, dass diese aus einer jüdischen Familie stammen. Auch hier schwingt immer mit: Die Juden stecken dahinter - auch wenn der Beitrag das nie so explizit sagt. Tatsächlich heißt es in der Doku unter anderem auch: "Wenn man Geert Wilders und Israel im Internet sucht, ergibt das über eine halbe Million Einträge." Als ob das irgendein Beweis für irgendetwas wäre.

In der Doku kommt dann auch der muslimische Prediger Scheich Khalid Yasin zu Wort, den der WDR als "muslimischen Lehrer" bezeichnet. Tatsächlich fällt dieser "Lehrer" immer wieder durch hasserfüllte Botschaften auf. Als die Doku 2011 in der BBC gezeigt wurde, gab es eine Beschwerde, in der es auch um Khalid Yasin ging. Tatsächlich bedauerte der Sender die falsche Darstellung und kündigte an, die Doku künftig nur noch in einer angemessen, überarbeiteten Form zeigen zu wollen. Diese habe man sich beim WDR nun offenbar geschenkt, schreibt Tschermak im "Bildblog".

Der WDR hat sich mittlerweile in der Sache zu Wort gemeldet und sagt, dass der Film grundsätzlich nicht zu beanstanden sei. "In der Tat hätte der Text einordnen müssen, dass der Prediger Yasin durchaus umstritten und in der Vergangenheit auch radikaler aufgetreten ist." Darüber hinaus teile man die Kritik nicht und weise den Vorwurf des Antisemitismus zurück. Noch vor dem "Bildblog" hatte der Blog "mena-watch" über die Doku berichtet. Inzwischen hat der WDR die Doku offline genommen - "aus redaktionellen Gründen", wie es auf der Webseite heißt.

Update (18:30 Uhr): Inzwischen hat der WDR die Doku wieder online gestellt, wir haben Überschrift und Teaser daher angepasst. Hier das komplett Statement des Senders im Wortlaut: "Wie bereits gestern kommuniziert, halten wir das Auftreten und die Einordnung der Person Yasin für problematisch. Wir haben den Film daher vorübergehend aus der Mediathek genommen, um ihn entsprechend redaktionell zu bearbeiten und die entsprechende Passage zu entfernen. Den Vorwurf, antisemitische Ressentiments zu schüren, weisen wir weiterhin zurück. Der kritisierte Teil in der Dokumentation stellt die Fakten korrekt dar. Gleichzeitig mussten wir aufgrund einiger Rückmeldungen feststellen, dass diese Passage teilweise einen missverständlichen Eindruck erwecken kann. Wir haben die Kritik ernst genommen und aus diesem Grund entschieden, den Film auch an dieser Stelle zu bearbeiten. Die Dokumentation ist mittlerweile wieder in der Mediathek zu sehen."