Reporter ohne Grenzen (ROG) geht davon aus, dass die Zahl gewalttätiger Angriffe auf Journalisten in Deutschland in diesem Jahr höher liegen wird als in den vergangenen beiden Jahren. Zwar werde man die dokumentierten Meldungen wie in jedem Jahr am Jahresende einer Prüfung unterziehen, doch die hohe Zahl an Augenzeugenberichten lasse schon jetzt eine deutliche Zunahme der bestätigten Übergriffe erwarten, erklärte die Organisation am Freitag. Nachdem die Zahl der Übergriffe im Jahr 2015 mit 39 einen Höchststand erreicht hatte, war sie 2016 und 2017 auf unter 20 zurückgegangen.

"Bei den Protesten in Chemnitz herrschte ein medienfeindliches Klima, wie wir es seit dem Beginn der Pegida-Bewegung im Jahr 2015 nicht mehr erlebt haben", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. "Es kann nicht sein, dass Journalisten in Deutschland Angst um ihre körperliche Unversehrtheit haben müssen, nur weil sie von öffentlichen Großereignissen berichten. Besonders besorgniserregend ist, dass auf Demonstrationen von Rechten in Deutschland in letzter Zeit verstärkt große Menschengruppen Journalisten ins Visier nehmen, sie kollektiv beschimpfen und bedrängen."

Diese Dynamik gebe es in anderen Ländern nicht. "Die Polizei ist deshalb umso mehr gefordert, Journalisten zu schützen und ihnen ein störungsfreies Arbeiten zu ermöglichen", erklärte Rediske. Er forderte, in der Polizistenausbildung einen Schwerpunkt auf Medienrecht und Umgang mit Journalisten zu legen und in der Praxis darauf zu achten, dass Polizisten dies auch umsetzen. Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit steht Deutschland auf Rang 15 von 180 Staaten.