Daran, dass der Deutsche Fernsehpreis eher stiefmütterlich behandelt wird, hat sich die TV-Branche in den vergangenen Jahren bereits gewöhnen müssen. So gesehen war es ein schönes Signal, dass der diesjährigen Preisverleihung zumindest beim ARD-Spartenkanal One ein Sendeplatz freigeschaufelt wurde. Den Appell seines Intendanten Tom Buhrow, dem Fernsehpreis mehr Wertschätzung entgegenzubringen, wollte man aber ganz offensichtlich beim für One verantwortlichen WDR nur bedingt nachkommen.

Bei der Ausstrahlung am späten Donnerstagabend fielen nämlich gleich mehrere Kategorien der Schere zum Opfer, darunter auch die Auszeichnung von Comedian Luke Mockridge als bester Moderator. Mockridge selbst war wegen eines Bühnenauftritts zwar ohnehin nicht persönlich anwesend bei der Gala in Düsseldorf, bedankte sich aber zumindest via Skype-Schalte - zu sehen bekamen die One-Zuschauer davon allerdings gar nichts.

Schon zu Beginn der Aufzeichnung wurden gleich mehrere Kategorien gestrichen. Weder die Auszeichnung von "Terra X" in der Kategorie Bester Doku-Mehrteiler noch die Ehrung der krank zu Hause gebliebenen Journalistin Antonia Rados als beste Auslandsreporterin, die stattdessen n-tv-Chefredakteurin Sonja Schwetje entgegennahm, wurden zu später Stunde ausgestrahlt. Im Zuge dessen fehlte dann auch die komplette Laudatio von "heute-journal"-Moderator Claus Kleber. Später sparte sich One zudem die Gewinner in den Kategorien Schnitt und Musik.

Doch weshalb verwehrte der WDR den Preisträgern im Fernsehen die Bühne? "Eine Live- oder Komplettübertragung der Veranstaltung auf One war gar nicht vorgesehen, weil sie von wdr.de im Live-Stream komplett abgebildet wurde", erklärte eine WDR-Sprecherin am Freitag auf DWDL.de-Nachfrage. "Das ist auch der Grund dafür, dass einzelne Passagen beziehungsweise Kategorien bei One nicht im Zusammenschnitt enthalten sind." Stattdessen behalf sich der Sender damit, die Zuschauer mittels einer Einblendung auf die Website des Fernsehpreises hinzuweisen, wo sämtliche Gewinner zu finden seien.

Gleichzeitig rechtfertigt der WDR den Schritt damit, dass die Veranstaltung schlicht länger gedauert habe als vorgesehen. Tatsächlich verstrichen mehr als drei Stunden, bis sämtliche Fernsehpreise überreicht waren. One hatte die zunächst auf zwei Stunden angesetzte Aufzeichnung daraufhin um über 20 Minuten verlängert, sodass die Übertragung erst um kurz vor 1 Uhr endete. Weshalb es zu dieser ohnehin späten Uhrzeit nicht möglich war, sämtliche Preisträger zu zeigen, bleibt angesichts des anschließenden Wiederholungs-Programms aber trotzdem das Geheimnis des WDR.

Mehr zum Thema