272 Tage lang prüfte die EU-Kommission die geplante Übernahme, jetzt steht fest: Vodafone darf den Kabelnetzbetreiber Unitymedia schlucken. Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat die Kommission der 18,4 Milliarden Euro schweren Übernahme der Kabelnetze von Liberty Global in Deutschland, Tschechien, Ungarn und Rumänien zugestimmt und damit den Weg frei gemacht für einen deutschlandweiten Kabel-Anbieter - knapp sechs Jahre, nachdem Vodafone bereits Kabel Deutschland übernommen hatte.

"Es ist geschafft: Wir haben grünes Licht aus Brüssel. Ab heute können wir uns mit Unitymedia zusammenschließen. Ab heute wächst zusammen, was zusammengehört", sagte Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. "Mit dem heutigen Tag starten wir die zweite Etappe unserer Gigabit-Reise. Und die Vision wird Wirklichkeit: Jetzt kommt die Gigabit-Republik. Jetzt kommt unser Gigabit-Netz nach ganz Deutschland – in alle 16 Bundesländer." Mit der Übernahme schaffe man für Deutschland "einen noch nie dagewesenen Infrastruktur-Schub".

Die EU-Kommission hatte zuletzt eine mögliche größere Verhandlungsmacht von Vodafone auf dem Fernsehmarkt befürchtet. Mit einem Auflagenpaket gelang es dem Unternehmen allerdings, die Bedenken aufzulösen. In dem Paket öffnet Vodafone sein Kabelnetz bundesweit für den Konkurrenten Telefónica und schafft damit einen weiteren nationalen Kabelwettbewerber. Auch der Privatsender-Verband Vaunet hatte die geplante Übernahme in der Vergangenheit kritisch gesehen. Nun heißt es, dass Vodafone die Gebühren für frei empfangbare Fernsehsender nicht erhöhen darf.

Massive Kritik von Privatsendern

Für den Verband geht das nicht weit genug. Die Einspeiseentgelte seien "nur ein Teil der kommerziellen Rahmenbedingungen, zu denen zum Beispiel auch die Konditionen der Pay-TV-Verbreitung, der Paketierung, des Zugangs und der Auffindbarkeit, der Nebenrechte wie mobile, Catch-up, Start-over und VoD und der Zugang zu Daten etc. gehören", sagte Vaunet-Geschäftsführer Harald Flemming. "Hier hätte es entsprechender klarer Schutzregelungen der betroffenen Inhalteanbieter bedurft." Die Entscheidung der EU-Kommission habe die Marktrealität in Deutschland "leider in fast allen wesentlichen Punkten unberücksichtigt gelassen", erklärte Vaunet. "Die größten Befürchtungen der privaten Rundfunkveranstalter zur zukünftigen Marktmacht des entstehenden Quasi-Monopolisten haben sich leider bewahrheitet." Man sehe "keine wesentlichen Verbesserungen zu den bereits vollkommen ungenügenden, von Vodafone vorgeschlagenen Maßnahmen".

Vor rund zwei Jahrzehnten musste die Telekom ihr TV-Kabelnetz an mehrere regionale Anbieter verkaufen. Im Jahr 2004 hatte Kabel Deutschland schon einmal versucht, ein bundesweites Netz wiederherzustellen, war mit den Plänen, die Netze in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen zu kaufen, jedoch am Veto des Bundeskartellamts gescheitert, das diesmal allerdings nicht in die Prüfung involviert gewesen ist.

Damit die Integration von Unitymedia beginnen kann, wird jetzt noch auf den Vollzug des Kaufvertrags gewartet. Damit ist nach Angaben von Vodafone zum Monatsende zu rechnen. Die Marke Unitymedia dürfte dann in nicht allzu ferner Zukunft vom Markt verschwinden. Der langjährige Unitymedia-Chef Lutz Schüler hatte seinen Posten bereits vor einem Jahr abgegeben und ist inzwischen als CEO bei Virgin Media tätig.