154 Programme hatten sich mit 442 Einreichungen in diesem Jahr um den Deutschen Radiopreis 2019 beworben, der in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal von öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern gemeinsam ausgelobt worden war. Daraus wählte die unabhängige Grimme-Jury folgende Preisträger aus:

Beste Moderatorin: Carmen Schmalfeldt von Radio Leverkusen

Begründung der Jury: "Radio ist ihre Berufung. Sie sieht sich als Vertraute der Hörer, die mitreißt, überrascht, komisch ist, und die nicht enttäuscht. Sie nimmt ihre eigenen Alltagsgeschichten mit ins Studio. Sie schöpft daraus Themen und Geschichten am eigentlich einsamen Platz vor dem Mikrofon und bietet so allererste Radiogüte."

Bester Moderator: Steffen Lukas von Radio PSR

Begründung der Jury: "Mit Steffen Lukas wird in diesem Jahr der Anchor der Morgenshow von Radio PSR ausgezeichnet. Seit 25 Jahren begleitet er die Hörer humorvoll, stilsicher, mit Haltung und mit wunderbar sächsischem Einschlag in den Tag. „Die Steffen Lukas Show“ ist eine Institution – mit einem Moderator, der spontan geblieben ist und immer noch mit hörbar großer Freude und diversen „Sachsensongs“ die Primetime des Leipziger Radiosenders gestaltet.

Bester Newcomer: Roger Rekless aus "Bayern 3 Spätschicht präsentiert von Puls"

Begründung der Jury: "Es gibt viele Gründe, David Mayonga alias Roger Rekless mit Begeisterung zuzuhören. Seine Sprache ist bildhaft, sein Hintergrundwissen breit, seine Liebe zur Musik frei von Genre-Grenzen. Gästen und Publikum bringt er in jeder seiner Moderationen Wertschätzung und ehrliches Interesse entgegen. Er brilliert mit seinem authentischen, unverwechselbaren Stil und überzeugt durch Wortwitz, mit Haltung und auf Augenhöhe. Er ist ein Hoffnungsträger unserer Radiolandschaft."

Beste Morgensendung: "Die N-JOY Morningshow" / Andreas Kuhlage und Jens Hardeland

Begründung der Jury: "N-JOY gelingt es mit seiner Morgensendung seit vielen Jahren ein hörenswertes Premium-Produkt abzuliefern. Das alleine verdient großen Respekt. Andreas Kuhlage und Jens Hardeland spielen sich die Bälle wie selbstverständlich zu, geben einander Raum, auch das will gelernt sein. Sich nicht allzu ernst nehmen, jedoch ernsthaft bei politischen Themen Haltung zeigen, mit immer neuen Ideen zu glänzen und dazu noch musikalisch zu begeistern, all das schafft eine nachhaltige Kundenbindung. Chapeau N-JOY, da kommt Freude auf, nicht nur bei der Jury!"

Beste Programmaktion: "Gong 96.3 Team Taxi: Das Taxi von Frauen für Frauen" / Johannes Ott und Mike Thiel

Anlass für die Aktion waren Übergriffe, die vermeintliche Taxifahrer in München auf Frauen verübten. Da bislang nur 5 Prozent der Taxi-Fahrer Münchens weiblich waren, suchte der Sender nach Frauen, die sich für den Job interessieren und übernahm die Kosten für die Ausbildung. Taxis von Frauen für Frauen können über eine gesonderte Hotline bestellt werden. Die Begründung der Jury: "Das Projekt 'Taxi von Frauen für Frauen' stellt die besondere Stärke des Lokalradios sehr eindrücklich unter Beweis. Radio Gong 96.3 zeigt, dass man mit einer klugen Aktionsidee nicht nur auf ein aktuelles lokales Ereignis reagieren kann. Hier werden praktische Lösungsansätze gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort und den Hörerinnen und Hörern erarbeitet. Die Sicherheit von Frauen im Taxi und die Möglichkeit von Frauen, sich als Taxifahrerin beruflich neu zu erfinden, sind Kern der Aktion. Eine Idee mit Vorbildfunktion und großer Nachhaltigkeit."

Beste Comedy: "Achtung Alexa" von Dirk Haberkorn und Boris Meinzer / Hit-Radio FFH

FFH kombiniert die Telefon-Streiche mit Alexa. In der Begründung der Jury heißt es: "Die Comedy besticht durch den plausiblen Plot, auf den die Angerufenen hereinfallen und so zum Opfer von Alexa werden. Aber auch sie amüsieren sich köstlich, zum Teil noch während sie in der Telefonfalle sitzen. Wir am Radio kommen aus dem Lachen nicht heraus und fragen uns gleichzeitig, wer Alexa im Ernstfall stoppen könnte. Wobei wir nicht wissen, ob Alexa Spaß versteht."

Beste Innovation: "SWOP" von 104.6 RTL / Marc Haberland und Vivian Pickelmann 

Begründung der Jury: "Die Morningshow hören und das Musikprogramm selber aussuchen. Bisher eine Traumvorstellung. 104.6 RTL und die RTL Radiogruppe sind diesem Traum mit „SWOP“ ein erhebliches Stück näher gekommen. Zu jedem Titel werden via App und einem Knopfdruck oder Audiobefehl fünf gleichzeitig laufende musikalische Alternativen angeboten. Am Ende eines Titels werden Wortprogramm und Hörer automatisch zusammengeführt. Der Hörer verpasst nichts."

Beste Reportage: "Unter Schlamm begraben - Spurensuche in Petobo" von Holger Senzel / NDR Info

Begründung der Jury: "Die Stärke dieser Reportage ist Holger Senzels ruhige, eindringliche Art der Beschreibung. Der ARD-Hörfunkkorrespondent steht mitten im Katastrophengebiet und schildert, wie Wasser und Schlamm Häuser zerstört und Existenzen vernichtet haben. Er veranschaulicht das Leid der Menschen, ohne es explizit benennen zu müssen. Seine Eindrücke lassen den Hörer mitfühlen – auch über die Reportage hinaus."

Beste Sendung: "Deutschlands tiefste Morgensendung" / Lennart Hemme und Ralf Laskowski / Radio Emscher Lippe

Begründung der Jury: "So muss Lokalradio gemacht werden. Zum Ende der Steinkohle-Ära im Ruhrgebiet hat Radio Emscher Lippe sein Studio einfach vor Ort – in die Grube Prosper Haniel, 1.200 Meter unter Tage – verlegt. An diesem ungewöhnlichen Ort entstand eine beeindruckende Sendung. Kompetente Gäste, ein ernsthafter aber nie dramatisierender Moderator, ein informatives Quiz zum Bergbau und emotionale Live-Acts."

Bester Podcast: "Geheimakte Peggy" von Christoph Lemmer und Ralf Zinnow / Antenne Bayern

Erstmals wurde in diesem Jahr ein Radiopreis für den Besten Podcast vergeben, wobei die Auswahl auf Produktionen von Radiosendern begrenzt war. Begründung der Jury: "'Geheimakte Peggy' ist souverän recherchiert, gut erzählt, dialogisch und seriell aufgebaut. Der Podcast erzählt die Geschichte der neunjährigen Peggy, die am 7. Mai 2001 verschwand. Christoph Lemmer durchleuchtet nach jahrelangen Recherchen Widersprüche und Irrtümer bei den polizeilichen Ermittlungen. Im Dialog, mit Originaltönen, Zitaten, Gerichtsdokumenten und musikalischen Elementen wird Peggys kurzes Leben voller Einsamkeit und Missbrauch nacherzählt. 'Geheimakte Peggy', ein preiswürdig produzierter Podcast, der berührt und verstört, dicht und eindringlich ist ohne aufdringlich zu sein."

Bestes Interview: "Gesprächszeit" von Bremen Zwei / Mario Neumann und Nicole Ritterbusch

Begründung der Jury: "Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen. So lautet das Motto eines spannenden Interview-Experiments der Redaktion von Bremen Zwei. Menschen diese Geschichten auch zu entlocken, ist ein Kunststück, das dem Team um Moderator Mario Neumann bravourös gelingt. Als Einladung zum Gespräch dient ein Schild mit der Aufschrift 'Eine Stunde reden?', das die Journalisten auf dem Bahnhofsvorplatz hochhalten. Ohne weitere Vorbereitung und Recherche schafft Mario Neumann für seine spontanen Studiogäste eine angenehme und warmherzige Gesprächsatmosphäre, die dazu motiviert, frei und offen aus dem eigenen Leben zu berichten. Eine herausragende und preiswürdige Leistung."

Bestes Nachrichten- und Informationsformat: "Update" von Deutschlandfunk Nova / Thilo Jahn und Ilka Knigge

Begründung der Jury: "Über die Präsentation der Nachrichten des Tages geht das 'Update' weit hinaus. Hörerinnen und Hörer dürfen an jedem Werktag ab 18 Uhr die relevanten Themen einer jungen Zielgruppe erwarten: gut recherchiert, umfassend eingeordnet und bissig kommentiert. Das Team verbindet fundierte Information mit anspruchsvoller Unterhaltung. Zur zeitgemäßen Anmutung gehört auch der selbstverständliche Austausch über die Sozialen Medien. Deutschlandfunk Nova beweist mit dem „Update“ täglich zwei Stunden lang – bei gleichbleibend hoher Qualität – ein wichtiges Stück Faktentreue und zeigt 'Fake News' die rote Karte."