Tom Buhrow hat Anfang des Jahres den Vorsitz der ARD übernommen – doch statt über seine Ziele im neuen Amt zu sprechen, interessierte im Zusammenhang mit Tom Buhrow in den ersten Wochen des Jahres fast nur seine umstrittene Reaktion aufs "Umweltsau"-Video. Auch im "SZ"-Interview ist es zunächst das bestimmende Thema. Und kurz zusammengefasst: Buhrow hält seine öffentliche Entschuldigung nach wie vor für richtig. Auf die Frage, was er rückblickend anders machen würde, räumt er lediglich ein, dass er sich nicht vom Krankenbett seines Vaters hätte melden sollen. "Es war ungeschickt, meinen Vater zu erwähnen, weil es mit der Sache nichts zu tun hatte", so Buhrow. Doch der öffentlich-rechtliche Rundfunk dürfe sich "nicht in eine Zitadelle zurückziehen und die Zugbrücken hochziehen", wenn es Signale dafür gebe, "dass die Leute etwas missverstehen könnten".

Als es dann um seine Ziele als ARD-Vorsitzender in den kommenden beiden Jahren geht, nennt Buhrow vor allem Naheliegendes: Finanzierung sichern, die ARD "fokussieren" und in der Bevölkerung "neu verankern". Inhaltlich wolle er "vertiefende Information stärken". "Für die meisten Menschen ist die 'Tagesschau' ein Anker der Glaubwürdigkeit. Und in diesen Zeiten ist der Hunger nach Fakten groß. Ich werbe dafür, dass wir unser stärkstes Pfund noch mehr ausspielen." Wer fokussieren will, sollte allerdings auch einen Plan haben, was er im Gegenzug lassen will – doch hier bleibt Buhrow im Unklaren: "Ich will keine Genres gegeneinander ausspielen."

Auch beim Thema Sparen bleibt Buhrow klare Ansagen zunächst schuldig. Er räumt zwar ein, dass man sich als "reformwillig und reformfähig präsentieren und entsprechend handeln" müsse – doch wie diese Verschlankung aussehen könnte, sei eine schwierige Frage. Auch hier bleibt es zunächst bei einer Selbstverständlichkeit: "Man kann nicht einfach mit dem Rasenmäher über alles gehen." Einstweilen sucht die ARD offenbar weiter nach Maßnahmen, die niemandem weh tun. "Wir brauchen eine Mischung aus Sparmaßnahmen, mit denen wir weder die Anstalten zu sehr belasten, noch die ARD aushöhlen." Details müsse man jetzt erstmal besprechen.

Sagen kann Buhrow also einstweilen nur, wo er nicht sparen möchte: Bei der regionalen Präsenz, die gerade angesichts der Print-Krise ein großes Plus sei. "Wir von der ARD sich nicht nur Berichterstatter, wir sind Nachbarn." Man wolle "Kitt für die Gesellschaft" sein, dazu müsse man "nah bei den Menschen" sein. Auf die konkrete Frage, wie die von den Ministerpräsidenten geforderten eigenen Sparinitiativen aussehen sollen, verweist Buhrow zunächst nur auf eine direkt anstehende Aufgabe: Die Regelung des internen Finanzausgleichs unter den ARD-Anstalten – sprich die Unterstützung von Saarländischem Rundfunk und Radio Bremen. Hier will die ARD unter Buhrows Vorsitz noch im ersten Quartal eine Lösung präsentieren. Das wäre gut – eine ambitionierte Vision ist es aber nicht.