Im Frühjahr stellte der unter anderem für Ernährung zuständige Minister Cem Özdemir sein Vorhaben vor, Werbung für ungesunde Lebensmittel zu verbieten, wenn sie sich an Kinder richtet. Konkret sollten Produkte, die zu viel Zucker, Salz oder Fett enthalten, zwischen 6 und 23 Uhr nicht mehr beworben werden dürfen, weder im Fernsehen, Radio, Online in der Außenwerbung oder von Influencerinnen und Influencern. Werbewirtschaft und Vermarkter liefen in der Folge gleichermaßen Sturm gegen das geplante Verbot. Und die Lobbyarbeit zeigt nun Früchte.

In einem Interview mit der "Rheinischen Post" hat Özdemir nun zumindest eine stärkere zeitliche Beschränkung des Verbots in Aussicht gestellt. "Wir konzentrieren uns bei den Sendezeiten nun auf die Kinder-Primetime – also auf die Zeitfenster, in denen besonders viele Kinder sehr viel schauen", so Özdemir. Konkret soll das Verbot dem neuen Vorschlag zufolge im Fernsehen daher nun wochentags zwischen 17 und 22 Uhr, samstags zusätzlich zwischen 8 und 11 Uhr und sonntags zwischen 8 und 22 Uhr gelten.

"Im Hörfunk verzichten wir auf eine Sendezeit-Regelung. Was Angebote im Internet angeht, sind alle gängigen Kanäle betroffen und auch Influencer, deren Inhalte zunehmend von Kindern konsumiert werden", erläutert Özdemir weiter. Bei der Plakatwerbung wolle man sich beim Verbot auf "die direkte Ernährungsumgebung der Kinder: Kitas und Schule" konzentrieren, einVerbot für Werbung in Schaufenstern gebe es nicht, zudem gibt es neben Milch und Fruchtsäften zusätzlich auch eine Ausnahme für Joghurt, der nicht extra gesüßt sei. "Bei allen Produkten orientieren wir uns an der wissenschaftlich fundierten Nährwerttabelle der Weltgesundheitsorganisation, die ja unter Berücksichtigung medizinischer Erkenntnisse genau dafür erarbeitet wurde."

Noch handelt es sich aber nur um einen Vorschlag, erstmal muss sich die Bundesregierung intern einigen, ehe der Gesetzesentwurf dann eingereicht werden kann. "Ich möchte, dass das Gesetz im Gesetzgebungsprozess endlich breit beraten werden kann, damit wir auch die Stimmen der Eltern und Erzieher, der Ärztinnen, der Wissenschaft und Gesundheitsbranche hören können – und nicht nur diejenigen, die gerade im Hintergrund lobbyieren und mit sehr viel Geld große Kampagnen gegen das Gesetz fahren", so Özdemir.

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