Angesichts der akuten Finanznöten, in denen der RBB nach den Schlesinger-Jahren inzwischen steckt, hat Interims-Intendantin Katrin Vernau schon vor längerem klar gemacht: Das "Mittagsmagazin", das der RBB erst 2018 vom Bayerischen Rundfunk übernommen und als Prestige-Projekt für den Sender nach Berlin geholt hatte, werde man sich nicht länger leisten können und wollen. Innerhalb der ARD stellte sich schnell heraus, dass der MDR Interesse an der Übernahme des Formats hatte, das Format aber anders aufstellen wollte. Darüber ist man sich nun auch mit dem ZDF einig geworden.

Und so wird das im wöchentlichen Wechsel von ARD und ZDF produzierte gemeinsame "Mittagsmagazin" ab 2024 von einem auf zwei Stunden Sendezeit verdoppelt. Konkret soll es dann also nicht erst um 13 Uhr, sondern tatsächlich schon mittags, als um 12 Uhr beginnen. Durch den Wechsel vom RBB zum MDR wird das "Mittagsmagazin" der ARD ab 2024 nicht mehr aus Berlin, sondern aus Leipzig gesendet werden - bis dahin bleibt alles beim Alten und der RBB zuständig.

Inhaltlich wolle man es stärker zum "Schaufenster der Regionen" weiterentwickeln, Schwerpunkte auf Kultur, Klima- und Zukunftsthemen sowie insbesondere auf "vielfältige regionale Lebenswirklichkeiten" setzen. Auch solle es Möglichkeiten zum direkten Dialog und zum "Perspektivwechsel" geben. Zudem soll es eine stärkere Vernetzung der Themen und Beiträge in den Mediatheken von ARD und ZDF sowie den Social-Media-Kanälen geplant.

"Ein vom MDR produziertes 'Mittagsmagazin' ist ein starkes gesellschaftliches Zeichen für das weitere gemeinsame Engagement der ARD im Osten Deutschlands. Wir stärken die bundesweite Sichtbarkeit ostdeutscher Lebenswirklichkeiten. Wir zeigen mit der Unterstützung aus der ganzen ARD die Vielfalt unseres Landes von Görlitz bis Aachen, von der Zugspitze bis Rügen. Durch die Ausweitung der Sendezeit und das vernetzte Ausspiel von Inhalten auch über die Mediathek und die Social-Media-Kanäle schaffen wir mehr Raum für relevante und vielfältige Themen, nah an den Menschen und im Dialog mit ihnen. Der MDR als neuer ARD-Federführer setzt damit seine jahrelange vertrauensvolle Partnerschaft mit dem ZDF fort, die wir auch beim KiKA und der Innovations- und Digitalagentur ida schon haben", sagt MDR-Intendantin Karola Wille.

ZDF-Intendant Norbert Himmler sagt: "ZDF und MDR arbeiten partnerschaftlich an der Weiterentwicklung des gemeinsamen 'Mittagsmagazins'. Es bleibt auch in der deutlich verlängerten Strecke ein tagesaktuelles Magazin. Wir werden aber noch mehr als bisher auf eine alltagsnahe Länderberichterstattung setzen, etwa mit Live-Schalten und Reportagen aus den Ländern." Und der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke ergänzt: "Zwei Stunden 'Mittagsmagazin' heißt: noch mehr Information, noch größere Schaufenster der Regionen, in denen wir noch mehr regionale Inhalte – beispielsweise zur Kultur – zur Verfügung stellen können. Hinzu kommt, dass wir wirtschaftlicher werden, weil wir die Synergie mit den Kolleginnen und Kollegen vom ZDF ausweiten. Insofern freue ich mich sehr auf eine neue Etappe, eine neue Ära des 'Mittagsmagazins' mit dem MDR und möchte zugleich auch den Kolleginnen und Kollegen vom rbb, die bislang fürs'Mittagsmagazin' gearbeitet haben, ein herzliches Dankeschön sagen."

"ARD-Buffet" wird eingestellt - aber erst Ende 2024

Auswirkungen hat die verlängerte Sendezeit auf zwei andere Formate, deren Sendeplatz damit künftig vom "Mittagsmagazin" geschluckt wird. Im Ersten ist das das vom SWR im Funkhaus Baden-Baden produzierte "ARD-Buffet" - das allerdings eine Gnadenfrist bekommt und noch bis Ende 2024 auf Sendung bleiben darf. Im kommenden Jahr läuft es allerdings dann bereits eine Stunde früher ab 11:15 Uhr. 2025 wird das 1998 gestartete Format dann nach 27 Jahren eingestellt.

SWR-Intendant Kai Gniffke spricht von einem "Einschnitt". "Unser Ziel ist es, gemeinsam in der ARD-Familie und mit dem ZDF mit dem neuen Mittagsmagazin dem Publikum zur Mittagszeit auch in Zukunft ein gutes und journalistisch starkes Angebot zu machen. Ich freue mich, dass dies im Geist von Gemeinsamkeit und Miteinander gelungen ist – auch wenn der Abschied vom ARD-Buffet natürlich kein Grund zur Freude ist. Mit Blick auf unsere Kolleginnen und Kollegen werden wir mit der Situation verantwortungsvoll umgehen."

Programmdirektor Clemens Bratzler: "Das Ende der täglichen Live-Sendung ist ein schmerzhafter Schritt für den SWR und für die Mitarbeitenden. In mehr als 25 Jahren hat sich das ARD-Buffet im Tagesprogramm behauptet und ist für viele Zuschauer:innen ein zuverlässiger Begleiter gewesen. Aber in der Veränderung liegt auch eine Chance. Der Schritt eröffnet uns die Möglichkeit, unsere finanziellen Mittel so umzuschichten, dass wir mit neuen, vor allem digitalen Formaten auch jüngere Zielgruppen erreichen." Das werktägliche Magazin "Kaffee oder Tee" fürs SWR Fernsehen, das ebenfalls in Baden-Baden entsteht, werde man trotz der Einstellung des "ARD-Buffets" weiter fortführen.

Beim ZDF trifft die Ausweitung der "Mittagsmagazin"-Sendezeit unterdessen die "Drehscheibe", also das Ländermagazin des ZDF, das es ab 2024 dann so nicht mehr geben wird. Stattdessen soll wie erwähnt aber das "Mittagsmagazin" ja der Berichterstattung aus den Ländern künftig mehr Raum geben, auch Rubriken wie "Expedition Deutschland" aus der "Drehscheibe" sind dort künftig zu finden. Außerdem soll es online-first konzipierte Reportagen und serielle Erzählungen für die ZDFmediathek geben.