Auf dem Weg zu den unter anderem aus der Medienpolitik immer drängender vorgebrachten Forderungen nach mehr anstaltsübergreifender Kooperation haben sich die Intendantinnen und Intendanten der ARD nun grundsätzlich auf die Etablierung einer "zentralen ARD-Tech-Unit" verständigt. Die konkrete Ausgestaltung ist noch unklar, die Rede ist erstmal von einer Richtungsentscheidung. Allzu lang Zeit lassen will man sich aber auch nicht: In zwei Monaten sollen die Details stehen, Anfang 2025 soll es los gehen.

Zentral soll künftig über standardisierte technische Lösungen entschieden werden. Dass man im gleichen Atemzug direkt betont, dass man "den föderalen Grundsatz" der ARD berücksichtigen werde, lässt aber schon erahnen, dass es durchaus noch ein bisschen Gerangel geben könnte. Die übergreifende Steuerung in Technik, Produktion und Entwicklung soll unterdessen auch eine Zusammenarbeit mit ZDF und Deutschlandradio beim möglichen Betrieb gemeinsamer Plattformen erleichtern - wie es beispielsweise der Zukunftsrat forderte. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sagt: "Mit der zentralen Tech-Unit wird die ARD im Produktionsbereich strategiefähiger, effizienter und schneller. Mit der Einrichtung dieser Einheit greift die ARD eine Anregung des Zukunftsrats auf und geht konsequent den Weg weiter zu mehr Kooperation und Arbeitsteilung."

Erste Kompetenz-Center vor dem Start

Ansonsten hat die ARD ihre Antwort auf die Forderung nach mehr Kooperation ja bekanntlich auf den Namen "Kompetenz-Center" getauft. Grundsätzlich hatte man sich schon im Februar vergangenen Jahres darauf verständigt, im Sommer dann deren Einrichtung endgültig beschlossen - und rund zehn Monate später werden die ersten nun tatsächlich an den Start gehen.

Am weitesten ist man beim Kompetenzcenter Gesundheit, das der NDR veranwortet und das am 1. Mai mit seinen Angeboten für Fernsehen, Radio, die ARD Audio- und Mediathek, Web und Social Media an den Start gehen wird. Alle anderen ARD-Anstalten können sich aus dem Material, das die Kompetenzcenter erstellen, bedienen und damit eigene Sendungen anreichern anstatt alles selbst zu produzieren, so der Plan. Dass es trotzdem eine Herausforderung ist, daraus ein ansehnliches Programm zu stricken, kann man beispielsweise schon beim RBB beobachten, der mit "Gesund+" gewissermaßen vorgeprescht ist.

Theoretisch startet im Mai auch die Kompetenzcenter Verbraucher (SWR und WDR) - allerdings zunächst noch mit eingeschränktem Angebot. Im Verbraucherbereich beschränkt man sich erstmal auf die Bündelung der Social-Media-Kanäle, erst im September folgt dann der "Primetime-Magazin-Pool" für die Dritten Programme und Hörfunk-Angebote. Letztlich will man es damit ermöglichen, rund 200 Fernsehbeiträge im Jahr weniger zu produzieren. Im Bereich Klima (HR, MDR und SWR) ist man noch in der Vorbereitungsphase, hier soll ab Sommer mit "hintergründiger Berichterstattung" aus dem Kompetenzcenter zu rechnen sein.

Weitere Kompetenzcenter und eine Schlager-Kooperation

Unterdessen wurde die Federführung für die bereits beschlossene Einführung weiterer Kompetenzcenter und Gemeinschaftsredaktionen vergeben. Das Kompetenzcenter Wissen, Bildung und Schule liegt demnach in der Hand von BR, SWR und WDR. Die Gemeinschaftsredaktion Kochen & Kulinarik wird federführend von SR und SWR übernommen und die Gemeinschaftsredaktion Religion liegt beim BR - sofern letztlich alle Gremien zustimmen. Bei der Gemeinschaftsredaktion Religion betont man explizit, dass man trotz stärkerer Zusammenarbeit das föderale Prinzip dort wahren werde, "wo die vielen regionalen Aspekte von Religion, Brauchtum und Tradition zum Tragen kommen".

Während der Start der neuen Komptenzcenter noch einige Zeit auf sich warten lassen wird, wird's im Hörfunk an vielen Stellen inzwischen konkret. Vergangenen Samstag ist der gemeinsame Opernabend der Klassik- und Kultur-Programme gestartet, kommende Woche geht der  "ARD Infoabend" an den Start. Neu verständigt hat man sich nun auf eine verstärkte Kooperation der Hörfunkwellen im Bereich Schlager, wofür man nun redaktionelle Konzepte ausarbeiten werde. Geplant seien beispielsweise auch hier gemeinsame Sendestrecken im Hörfunk oder auch die Zusammenführung von Social-Media-Angeboten der einzelnen ARD-Anstalten.

ARD gibt sich KI-Grundsätze

Beschäftigt hat sich die Führungsriege der ARD außerdem mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Mehrere ARD-Anstalten haben sich bereits eigene Richtlinien im Umgang mit KI in unterschiedlicher Ausgestaltungstiefe gegeben, für anstaltsübergreifende Arbeiten an KI-Projekten hat die ARD nun übergreifende Grundsätze verabschiedet, die einen Rahmen bieten sollen, um journalistische Qualität, Glaubwürdigkeit und Sorgfaltspflicht, Transparenz und Datenschutz zu gewährleisten. Sie sind eher allgemein gehalten und lassen sich online nachlesen.

Gniffke: "Generative KI bietet vielfältige Chancen, etwa um große Datenmengen zu recherchieren oder Arbeitsabläufe effizienter zu machen. Dabei ist mir aber besonders wichtig: Die Mitarbeitenden der ARD bleiben unersetzlich. Uns sind natürlich auch die Risiken beim Einsatz dieser Technologie bewusst. Um unsere eigenen Werte und Bedürfnisse in KI-Anwendungen abbilden zu können, setzen wir einerseits künftig auf Kooperationen mit geeigneten Partnern. Andererseits stellen wir uns interdisziplinär auf und begleiten fortlaufend den Einsatz der KI durch Tests, Feedback, Pilotprojekte und Prototypen."

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