Besonders aus dem konservativen und rechten Spektrum wird dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk häufig eine zu linke Perspektive vorgeworfen. Stefan Brandenburg, Chefredakteur Aktuelles beim WDR, äußerte sich in einem Gastbeitrag in der "Zeit" kürzlich dazu durchaus selbstkritisch zum Thema Multiperspektivität und Meinungsvielfalt in den Medien und verweist darin auch darauf, dass im ARD-Deutschlandtrend kürzlich rund zwei Drittel der Aussage zugestimmt haben, dass man "bei bestimmten Themen heute ausgegrenzt wird, wenn man seine Meinung sagt". Brandenburg: "Das Narrativ, dass man Dinge nicht benennen darf, gefährdet die Demokratie."

Der WDR will dem mit einem neuen YouTube-Format entgegenwirken, das man gemeinsam mit Funk an den Start bringt: "Die andere Frage". Darin will man Antworten auf Fragen liefern, bei denen man viele das Gefühl hätten, diese besser nicht laut zu stellen. "Gerade junge Menschen erleben inmitten polarisierter Social Media-Debatten oft, dass sie mit Fragen wie diesen schnell öffentlich angegangen werden. Dabei bräuchte es gerade jetzt einen offenen Austausch über die Fragen, die diese Gesellschaft bewegen und spalten - abseits der politischen Ränder", heißt es in der Mitteilung zum Start des Formats.

"Wir fragen einfach – und geben angemessen komplexe, multiperspektivische Antworten. Auch da, wo es wehtut", so Stefan Brandenburg. Heraus kommen sollen "unbequeme, erlebbare journalistische Reportagen mit hochwertig grafisch aufbereiteten Fakten". Mögliche Fragen hatte Stefan Brandenburg in seinem "Zeit"-Beitrag formuliert: "Was tun gegen jugendliche Intensivtäter? Warum muss mein Dorf die Flüchtlingspolitik ausbaden? Ist Arbeitspflicht wirklich verwerflich? Brauchen wir ein Kopftuchverbot in der Schule?" In der ersten Folge, die am heutigen Donnerstag bei YouTube veröffenlticht wird, heißt das Thema "Junge Muslime: Steht die Scharia über allem?"

Franziska Fiedler, Leiterin Digitale Innovation im WDR Newsroom: "Wir haben die Perspektive von jungen Menschen, die in der Mitte der Gesellschaft stehen, aber sich häufig nicht im urbanen oder allzu progressiven Milieu verorten. Die Sicherheit, Ordnung und Ruhe wollen. 'Die andere Frage' nimmt sie und ihre Themen ernst und zeigt: Es gibt eigentlich kaum eine Frage, die man nicht stellen darf. Am Ende kommt es auf die Antworten an."