Nachdem dem Mediengipfel am Dienstag folgte einen Tag später bei ANGA COM der Streaming-Gipfel - und auch der war mit Arnim Butzen (Deutsche Telekom), Katharina Frömsdorf (Joyn), Haruka Gruber (DAZN), Henning Nieslony (RTL Deutschland) und Elke Walthelm (Sky) prominent besetzt. Ähnlich wie am Tag zuvor ging's auch hier ums Geld, auch wenn der insgesamt noch immer schwächelnde TV-Werbemarkt im Streaming-Bereich bisweilen noch in den Kinderschuhen steckt.
Trotz des allgemeinen Spardrucks machten insbesondere Katharina Frömsdorf und Henning Nieslony keinen Hehl daraus, dass in die Streaming-Angebote der beiden großen Privatsendergruppen stark investiert werden soll. "Wie gehören zu denjenigen, die nicht am Content sparen", sagte die Joyn-Chefin und verwies darauf, mehr Geld als im Vorjahr in Inhalte zu stecken. Ihr RTL-Kollege zeigte sich zufrieden, dass das Jahr mit Blick auf den Werbemarkt besser gestartet ist. "Wir geben eine Milliarde Euro aus", erklärte er mit Blick auf die Programminvestitionen über alle Sender und Plattformen hinweg, "und machen das auch weiter."
Dass es nicht überall ein "Weiter so" gibt, mussten dagegen in der Vergangenheit andere Marktteilnehmer feststellen - allen voran Sky, wo man vor fast einem Jahr die Branche damit überraschte, kein Geld mehr in deutsche Fiction investieren zu wollen. "Unser Ziel ist es, in die Inhalte zu investieren, für die die Leute auch bereit sind zu zahlen", sagte Elke Walthelm - was im Umkehrschluss nahelegt, dass sie es für deutsche Fiction nicht waren. Immerhin: Auch weiterhin soll es Eigenproduktionen geben, wenn auch nur noch im non-fiktionalen Bereich, wo sich Sky zuletzt vor allem mit Dokus einen Namen gemacht hat. "Es geht nicht nur darum, günstig zu produzieren, sondern darum, relevant zu produzieren", stellte Walthelm klar.
Auch die Telekom hatte sich bekanntlich vor einiger Zeit von eigenproduzierter Fiction zurückgezogen, setzt stattdessen verstärkt auf Partnerschaften, etwa mit RTL+ und Netflix. "Mit den ganz Großen mitzuhalten, ist schwierig", sagte Arnim Butzen, TV-Chef der Telekom, mit Blick auf die Serien-Budgets aus Hollywood. Dass man der Kundschaft inzwischen zunehmend Streaming-Bundles verkauft, lohnt sich offenbar sehr viel mehr. Mit den Zahlen sei er "extrem zufrieden", betonte Butzen. "Wir können sehr klar sehen: Je mehr Inhalte in den Verträgen sind, desto zufriedener sind die Kunden und desto weniger verlassen sie uns."
Auf Partnerschaften setzt inzwischen bekanntlich auch Sky verstärkt. Und doch steht und fällt der künftige Erfolg des Unternehmens in Deutschland wohl nicht zuletzt mit der Fußball-Bundesliga. Wie viel der Pay-TV-Sender hier künftig investieren wird, bleibt vorerst aber offen - auch wenn Sky bei der aktuell gestoppten Rechteauktion offensichtlich schon ein Paket zugesprochen worden sein soll. Walthelm wollte sich dazu jedoch ebenso wenig äußern wie ihr DAZN-Kollege Haruka Gruber zu der verfahrenen Situation, ausgelöst durch den Streit zwischen DAZN und der Deutschen Fußball-Liga (DFL). "Ich darf, will und kann nichts dazu sagen", teilte Gruber recht schmallippig mit.
Dafür unterstrich der DAZN-Manager noch einmal das Ziel, mit dem Streaming-Angebot bald Geld verdienen zu wollen. "Wir wollen profitabel und erwachsen werden als Unternehmen", erklärte er auf der ANGA COM und ließ zugleich durchblicken, dass die saftigen Preiserhöhungen, mit denen DAZN zuletzt immer wieder den Unmut der Fans auf sich zog, nicht allzu viele Kündigungen nach sich zog. "Die Social-Kommentare liest man nicht gerne", räumte er ein, "aber wenn man sehr guten Content hat, sind die Leute auch bereit, ein Abo abzuschließen."
Haruka Gruber forderte vor diesem Hintergrund die Branche zu "mehr Selbstbewusstsein" beim Pricing auf - bei den Abonnenten ebenso wie bei Werbekunden. Eine Aussage, die bei den Teilnehmern des Streaming-Gipfels durchaus auf Zustimmung stieß.