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Das Marktforschungsinstitut Nielsen, welches die offiziellen TV-Quoten in den USA liefert, versetzte in der letzten Woche die gesamte Fernsehbranche in Aufruhr: Per Pressemitteilung musste man einräumen, dass es seit dem 2. März dieses Jahres auf Grund von technischen Problemen zu Unregelmäßigkeiten und teilweise falsch ermittelten Daten bei der Quotenermittlung kam. Die Cable Networks und Lokalsender blieben komplett verschont von dieser Misere, doch die fünf großen Broadcast-Networks hat es getroffen. So fielen offenbar vor allem bei ABC die errechneten Quoten zu hoch aus. "Der technische Fehler wurde zuerst nicht bemerkt bis wir während des Starts der neuen Fernsehsaison ungewöhnlich hohe Zuschauerzahlen feststellten."

ABC© ABC
Doch Nielsen gab ebenfalls bekannt, dass bereits eine spezielle Software installiert wurde, um den Fehler zu beheben. Sämtliche Quotendaten seit dem Saisonstart am 22. September werden neu ausgewertet und Ende dieser Woche werden die korrigierten Quoten veröffentlicht. Natürlich war die Aufregung in der Fernsehbranche groß wie so etwas über Monate hinweg nicht auffallen konnte. Dem Vertrauen in die Quotenerhebung, die schließlich die Grundlage für das milliardenschwere Werbegeschäft liefert, ist das sicher nicht zuträglich. Doch Nielsen gab bereits insofern Entwarnung, als dass es sich in der größten Zahl der Fälle nur um minimale Quotenkorrekturen handeln wird. Bisher ist nur bekannt, dass ABC in der Premierenwoche beim Durchschnittszielgruppenrating von 2,2 auf 2,1 berichtigt wurde. Immerhin: An der grundsätzlichen Einschätzung der gestarteten Formate oder an der Platzierung unter den Networks änderte sich dadurch nichts Wesentliches.

Patricia McDonough© Nielsen
Ein wenig Grund zum Aufatmen also beim Disney-Sender, da besonders der Donnerstag unter dem Motto "Thank God It’s Thursday" mit den Erfolgsshows "Grey’s Anatomy", "Scandal" und "How to get away with Murder" einen grandiosen Quotenstart hinlegen konnte. Patricia McDonough (Nielsen SVP Planning Policy & Analysis) beruhigte die restlichen Sender ebenfalls schon einmal: "Voraussichtlich hat der Fehler in 98 Prozent der Fälle nur einen Ratingunterschied von einem halben Prozent ausgemacht, was immer noch in der statistischen Toleranzgrenze liegt." 

Stephen Collins© SAG-AFTRA
Apropos ABC und "Scandal". Das Shonda-Rhimes-Format ist auch in der vierten Staffel immer noch auf Erfolgskurs und gehört zu den erfolgreichsten Dramaformaten im amerikanischen Fernsehen. Daher hat es die Serie eigentlich nicht nötig, in die Schlagzeilen zu geraten. Doch genau das geschah letzte Woche nun unfreiwilliger Weise, da der Schauspieler Stephen Collins, der als Nachrichtenmoderator in einer Nebenrolle demnächst erscheinen sollte, aus der laufenden Staffel herausgeschnitten wird. Doch wie kam es dazu? Anfang letzter Woche platzte die Nachrichtenbombe um den Schauspieler, der vielen als Pfarrer aus der Familienserie "Eine himmlische Familie" (1996-2007) bekannt sein wird, da er angeblich vor Jahrzehnten mehrere junge Mädchen sexuell belästigt haben solle.

Stephen Collins mit Faye Grant© SAG-AFTRA
Die Celebrity-Nachrichtenseite TMZ veröffentlichte Audioaufnahmen, die diese Anschuldigungen beweisen, da Collins’ Noch-Ehefrau Faye Grant in 2012 während einer Therapiestunde ein Band mitlaufen ließ, wozu sie ihr Scheidungsanwalt ermutigt hatte, um später bessere Karten in der Hand zu haben. Das New York Police Department ermittelt seitdem und hat bereits die Echtheit der Aufnahme bestätigt und dass es sich um die Stimme von Collins handle. Während dieser Therapiestunde gab Collins zu, mit drei jungen Mädchen unter 14 Jahren sexuellen Kontakt gehabt zu haben, was vor ca. 15 Jahren passiert sein soll. Beispielsweise gab er zu, eine Verwandte seiner ersten Ehefrau, die damals ca. 12 Jahre alt war, dazu gebracht zu haben, ihre Hand auf sein Geschlechtsteil zu legen.

Eine himmlische Familie© TV Guide
Seit Veröffentlichung der Audioaufnahme vergeht kein Tag, an dem keine neuen Schlagzeilen zu diesem Kindesmissbrauchskandal auftauchen. Sämtliche Engagements von Collins schienen in Gefahr zu sein und es dauerte nur wenige Tage bis die ersten Reaktionen folgten. Nachdem Collins bereits freiwillig seinen Rücktritt als Mitglied der Schauspielervereinigung SAG-AFTRA bekanntgab und seine Agentur ihm mit sofortiger Wirkung den Laufpass gab, veröffentlichten die Produzenten des Kinofilms "Ted 2" die Mitteilung, dass der Schauspieler von sämtlichen Dreharbeiten ausgeschlossen wurde und nicht im Film auftauchen wird. Doch dem nicht genug. In ABCs "Scandal" sollte Collins eigentlich seine Rolle als Nachrichtensprecher Reed Wallace wieder aufnehmen, die er 2012 schon einmal innehatte, doch der Sender wird ihn komplett aus der Serie herausschneiden. Und auch die Serie, die ihn berühmt machte, "Eine himmlische Familie", ist von diesem Skandal betroffen, da der Sender TV Guide entschied, sämtliche Wiederholungen aus dem Programm zu nehmen.