UnREAL© Lifetime
Phänomen Reality-Shows: Wie viel Realität steckt eigentlich wirklich in den unzähligen Reality-Shows von heute? Böse Zungen behaupten, dass der Großteil geskriptet sei, wohingegen die Sender und Produktionsfirmen natürlich darauf beharren, dass die Protagonisten während der Dreharbeiten nicht beeinflusst werden. Eine neue Dramaserie namens "UnREAL", die letzte Woche in den USA Premiere feierte, nimmt dieses Thema unter die Lupe und versucht den verrückten Drehzirkus einer DER US-Reality-Shows genauer zu betrachten. Der Quotengarant "The Bachelor" dient dieser fiktionalen Lifetime-Serie als Vorbild, auch wenn natürlich der Serienname und sämtliche serienspezifische Begriffe abgeändert wurden. So sucht in "UnREAL" der gutaussehende und wohlhabende Junggeselle Adam aus England angeblich die Liebe seines Lebens und trifft auf dutzende bildhübsche Frauen, die sich ihm alle an den Hals schmeißen. "UnREAL" zeigt die Dreharbeiten zu "Everlasting" mit all seinen Facetten, den Reibereien unter den Kandidatinnen und der Produktionscrew, und den Manipulationen mit unzähligen Drohungen und Erpressungen.



UnREAL© Lifetime
"UnREAL" gab gleich in der ersten Szene einen Vorgeschmack, was die Zuschauer zu erwarten haben, da die Executive Producerin Quinn King ihre Crew von "Everlasting" aus dem Regieraum mit den folgenden Worten anfeuerte: "Ok Leute. Es geht wieder los. Erster Drehtag von 'Everlasting'. Gebt unseren Zuschauern, was sie sehen wollen. Ponys, Prinzessinnen, Romantik, Liebe… was auch immer. Ist alles eh nur ein Haufen Müll." Quinn ist der skrupelloseste Charakter in "UnREAL", der über Leichen geht, nur um eine dramatische Szene und auf Kosten der Kandidaten einen Zusammenbruch zu erzeugen. Gleichzeitig sind ihre Sprüche aber auch dementsprechend unterhaltsam, wenn sie bspw. während des Drehs sämtliche O-Töne und Bewegungen der Kandidatinnen kommentiert und man als Zuschauer zwischen Kopfschütteln und Lautloslachen abwägen muss. Als die erste Kandidatin aus der Kutsche steigt, bekommt Quinn ihren ersten Anfall und bricht die Produktion abrupt ab, da ihrer Meinung nach die erste Kandidatin, die sich dem Bachelor vorstellt, keine Schwarze sein dürfe: "Ist nicht mein Fehler, dass Amerika rassistisch ist." 

UnREAL© Lifetime
Doch die Rückkehr der Producerin Rachel scheint noch viel mehr Munition mit sich zu bringen, da jene am Set überraschend auftaucht und für verdutzte Gesichter bei der Produktionscrew sorgt. Im Verlauf der ersten Folge erfährt der Zuschauer, weshalb Rachel wohl mit Vorsicht zu genießen ist. Während der Dreharbeiten zur Finalfolge der letzten "Everlasting"-Staffel tickte Rachel auf Grund zu viel Alkohols komplett aus und sorgte für ein riesen Desaster am Set. Doch Quinn sieht weiterhin Potential in ihr, da keine andere die Kandidatinnen und den Bachelor so geschickt gegeneinander ausspielen kann wie Rachel. Allerdings hat die Rückkehr auch ihren Preis für Rachel. Nur solange sie nach Quinns Regeln spielt, wird ihr am Ende der achtwöchigen Dreharbeiten eventuell die Gefängnisstrafe und das Bußgeld erlassen. Somit heißt es für Rachel und die Crew, so viel Drama wie möglich zu erzeugen: "Es gibt Bonus für nackte Haut, Notrufe und Zickenkriege." Rachel muss auch direkt ihre Qualitäten unter Beweis stellen, als der Bachelor Adam nach nur einer Szene vom Set flüchtet und den Dreh komplett abbrechen will.

UnREAL© Lifetime
Doch Rachel schafft es, ihn mit einer Notlüge ans Set zurückzulocken, da sie pokert und ihm mitteilt, dass der Ersatz-Bachelor in 10 Minuten übernehmen kann. So nehmen die Manipulationen ihren Lauf und Rachel schafft es immer wieder, den nötigen Unterhaltungsfaktor in die Show zu bringen, auch wenn sie dabei immer öfter an ihre Gewissensgrenzen stößt. In einer der folgenden Episoden kommt es zu einer brenzligen Situation, als der Vater einer der Kandidatinnen stirbt und Rachel gezielt die Nachricht überbringt, um mit den Gefühlen der betroffenen Kandidatin zu spielen und somit wieder einmal einen neuen Dramaschwung in die Show zu bringen. Rachel ist der Mittelpunkt von "UnREAL", da sie zusätzlich zu dem stressigen Drehalltag mit der neuen Situation umgehen muss, dass ihr Exfreund und Kameramann nun mit der Maskenbildnerin verlobt ist. Also herrscht nicht nur vor der Kamera, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes hinter der Kamera Drama hoch zehn. Allerdings verlief der Start eher mittelmäßig für "UnREAL", da lediglich 815.000 Zuschauer die Premiere sehen wollten. Der Sender reagierte prompt und stellte am vergangenen Samstag die ersten vier Folgen kostenfrei auf MyLifetime.com zum Streaming zur Verfügung, was den einen oder anderen Zuschauer zum Binge-Watching animieren sollte.

UnREAL© Lifetime
Ein Erfolg wäre der Serie und dem Sender zu gönnen, da "UnREAL" ein unterhaltsames Format ist, welches perfekt den Spagat zwischen Drama- und Augenzwinkern-Elementen schafft. Erstaunlicherweise schnitt die Serie bei den TV-Kritikern gut ab. Wie akkurat die Serie nun die tatsächliche Produktion der Originalshow "The Bachelor" porträtiert, sei dahingestellt - doch die Tatsache, dass die Schöpferin von "UnREAL", Sarah Gertrude Shapiro, früher als Producerin bei ABCs "The Bachelor" gearbeitet hatte, lässt zumindest mal vermuten, dass einige Szenen nicht komplett an den Haaren herbeibezogen sind.