Warum „Fernsehen“ auch in zwanzig Jahren noch die Wohnzimmer beherrscht

Eine Aussage, der wir Deutschen uns nur allzu gerne anschließen. Rechtfertigt es doch wunderbar den täglichen Fernsehkonsum und zeigt gleichzeitig wärmend-kritische Distanz zum eigenen Tun Solange es Fernsehen gibt, ist es mindestens umstritten, wenn nicht sogar per Ratio abgelehnt. Zu keinem Zeitpunkt war Fernsehen hochgeschätzt, kritikfrei und anerkannt. Dabei zeigt die fortwährende Kritik, der sich allzu oft auch unberufene Münder anschließen, wie unverändert jung und gegenwärtig dieses Medium ist.

Vieles , was die tagtägliche Diskussion in der Gesellschaft bestimmt, ist ohne Fernsehen als Leit-und Kernmedium undenkbar. Was immer auch gesucht wird an Models, Sängern oder Gruppen, Finanzkrisen erörtert und Skandale aufgedeckt, findet im Fernsehen statt und bestimmt oft ursächlich inhaltlich großflächig die medialen Angebote in Print, Radio oder Internet. Und auf absehbare Zeit wird das so bleiben.

In Treue fest

Auch wenn es in manchen Kreisen schick zu sein scheint, sich – zumindest verbal - ostentativ vom Fernsehen abzugrenzen, spricht alles für dies „alte“ Medium. Die deutsche Gesellschaft wird immer älter. Menschen, die das Fernsehen mit der Muttermilch aufgesogen haben, werden in absehbarer Zeit und dann für sehr lange die Majorität bilden.

In meinem Jahrgang (1965) wurden alleine im alten Westen über 1.1 Millionen Kinder geboren. Heute sind es in Gesamtdeutschland weniger als 700.000 . Wir sind einfach mehr. Und mehr bestimmt. Zumindest in einer Demokratie. Wenn wir dann noch annehmen, dass wir eine Arbeitsgesellschaft bleiben, wird der Rhythmus des täglichen Ablaufs sich nicht großartig ändern. Wir stehen auf, gehen arbeiten, gehen nachhause, schauen fern. Ob dies Signal dann übers Internet, das Kabel, den Satelliten oder die digitale Antenne verbreitet wird, ist dabei zweitrangig.

Die gute alte gelernte Entspannungsunterhaltung wird nicht aus der Mode kommen, alleine oder zu zweit oder dann vielleicht auch immer noch im Familienkreis vor dem Bildschirm sitzen und sich unterhalten lassen. Das ist die Zukunft in den deutschen Wohnzimmern. Denn nur das Fernsehen ist ein Massenmedium für die Masse. Anders als das Internet, oder das, was wir als solches heute bezeichnen, das ein Massenweg für das Individuum ist. Die Chance, hier mit einer Botschaft Millionen Kontakte auf einen Streich herzustellen, ist gering.

Sozialer Kitt

Ob das Jauch-Quiz, die Gottschalk-Wetten, Heidi ´s Mädchen, Dieters Sangesakrobaten oder Jogi´s Jungs:  sie alle bieten Gesprächsstoff am nächsten Morgen im Büro, dem Hörsaal oder in der Schule. Natürlich werden bei derartigen Medienangeboten, die in den letzten  Jahren entstanden sind, die totalen Einschaltquoten immer geringer. Und dies wird auch noch weiter nach unten gehen. Und selbstverständlich können Rentner nicht mitreden, wenn gerätselt wird, ob Marie oder Sophie in die Band bei „Popstars“ kommt. So wenig wie mittellose Schüler etwas über die Lehman-Pleite wissen.

Trotzdem: das sozial und gesellschaftlich verbindende Element des  Fernsehens sollte in seiner Bedeutung nicht gering geschätzt werden. Sollten alle Bevölkerungsgruppen, was nicht passieren wird, sich ausschließlich dem individuellen Mediengenuss hingeben, nur noch den eigenen MP 3-Spieler satt Radio, nur noch elektronische Heimvideothek statt freiem TV, nur noch Internet statt Tagesschau oder Spiegel, wären die Folgen desaströs. Jeder macht nur Seins und keiner weiß mehr, was der andere macht. Das kann, das wird nicht die Zukunft sein.