Foto: RTLHat Marco Schreyl sich mit seiner Moderation in diesem Jahr für eine weitere Staffel empfohlen?

Marco Schreyl hat bei Ihnen im Interview vor Kurzem sehr selbstkritisch gesagt, dass bei ihm ein Knoten aufgegangen ist. Es ist auch eine große Leistung, dass er sich trotz aller Kritik, die ihm von vielen Seiten entgegen schlägt, zurücknehmen kann und die Sendung als Teamleistung sieht. Es zeugt auch von Größe, dass er nichts dagegen hat, sich von Kritikern despektierlich als Ansager bezeichnen zu lassen. Ich kenne viele seiner Kollegen, die mehr im Vordergrund stehen wollten und die Show als ihre eigene sehen würden. Es ist positiv, dass er sich selbst verbessern will und sich selbst zurücknehmen kann. Auch da wäre es unfair von mir, nicht wieder auf ihn zuzugehen, sobald klar ist, wie das Moderationskonzept für die kommende Staffel aussieht.

In diesem Jahr fiel auf, dass die Wertschöpfungskette um die Sendung nicht allzu groß war. Woran liegt das?


Das war eine bewusste Entscheidung. Der Musikmarkt ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Da hat es für uns keinen Sinn ergeben, zu früh auf ein Sammelprodukt wie ein "Top Ten Album" oder Ähnliches zu setzen. Angesichts des schwachen Marktes für Musikideen hätte die Staffel dann eine musikalische Schieflage bekommen. Wir bündeln nun lieber alle Energien auf den Sieger und dessen anstehende Produkte.

Bei der nächsten Staffel werden Sie auf einen Mitstreiter verzichten müssen, der Sie dann kritisch beäugt. Grundy-Producer Wolfgang Link wechselt in wenigen Wochen als Unterhaltungschef zu Sat.1.

Wir haben mit Wolfgang Link bei Grundy LE viele Jahre sehr eng und sehr persönlich zusammengearbeitet. Insofern kann man sagen, dass er seiner berufliche Entwicklung auch mit uns genommen hat. Es schmeichelt mir fast, dass sich Sat.1 für jemanden entschieden hat, der mit RTL einen so guten Weg gegangen ist. Ich wünsche Wolfgang auf jeden Fall viel Glück für seinen neuen Job.

Sat.1 hat sich auch für jemanden entschieden, der RTL recht gut kennt. Fürchten Sie einen harten Konkurrenzkampf?

Ob sie es glauben, oder nicht: So denke ich nicht. Ich verfolge einfach unerschrocken weiter meinen Weg.

RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger verantwortet

Und der führt direkt in die nächste Casting-Show. In wenigen Wochen startet "Misson Hollywood". Wie wird das Format aussehen?

Die Sendung ist keine Fortsetzung von "DSDS" mit anderen Mitteln. Bei der Umsetzung des Traums von zwölf jungen Schauspielerinnen, in Hollywood Fuß zu fassen, gibt es drei Faktoren. Es gibt ein klares Ziel: Eine Rolle in der Fortsetzung von "Twilight" –  eine klare Form: Doku-Soap – und eine klare Führung durch Til Schweiger. Die Sendung richtet sich im Kern an Frauen im Alter von 14 bis 29 und läuft auf dem Sendeplatz, auf dem dann später "Doctor's Diary" zu sehen sein.

Jetzt wird schon seit mehreren Jahren der Tod der Casting-Shows vorausgesagt...

Aber nicht von mir!

Das stimmt allerdings. Wie stark lässt sich die Formatfarbe für RTL denn noch diversifizieren?

Man muss sich selbst ein wenig fragmentieren, damit es andere nicht tun. Dabei müssen wir aber genau schauen, in welchen Segmenten wir noch erfolgreich sein können. Einerseits ist die Frage nach dem emotionalen Träger entscheidend – seien es Schauspiel, Musik oder allgemeine Talente. Das allein reicht aber nicht aus, sondern auch der Weg zum Ziel muss sehr genau gezeigt werden – deshalb die Doku-Soap. Das wiederum funktioniert bei „Mission Hollywood“ nur, wenn wir nicht irgendwelche abgehobenen Schauspiel-Workshops zeigen, sondern die populärsten Szenen aus bekannten Filmen: Der Strip aus "9 1/2 Wochen", der Tanz-Contest aus "Pulp Fiction" oder der vorgetäuschte Orgasmus aus "Harry und Sally". Darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Es muss – wie ich immer wieder sage – Nähe und Relevanz für das Publikum geben.

Wie viel Casting wird bei RTL noch kommen?

Eine vierte Castingshow neben „DSDS“, „Mission Hollywood“ und „Das Supertalent“ werden Sie bei RTL nicht finden. Sonst laufen wir auch Gefahr, im eigenen Sender eine Sättigung zu erreichen. Tot ist das Genre aber noch lange nicht, da immer noch viele Menschen den Traum haben, entdeckt zu werden oder einfach nur ihre 15 Minuten Ruhm haben möchten.

Herr Sänger, vielen Dank für das Gespräch.