PhoenixAls öffentlicher Mediator betätigt sich ab Donnerstag dieser Woche der ARD/ZDF-Kanal Phoenix. In der neuen Sendung "Macht trifft Meinung" bringt man erstmals einen Journalisten, der einen Totalverriss über einen Politiker geschrieben hat, mit eben diesem Objekt des Verrisses zusammen, um "Motivation, Reaktion und Ausgangslage der Betroffenen" auszuloten.

Der Sender will das Treffen in einem "puristischen Ambiente" stattfinden lassen und spricht von einer "laborähnlichen Konstellation". Es soll unter anderem der Frage nachgegangen werden, wie sich der Verriss eines Politikers durch einen Journalisten auf das Verhältnis der beiden zueinander ausgewirkt hat. Dafür habe man in den Archiven "die schönsten Verrisse der letzten Zeit aufgestöbert", teilt Phoenix mit.
 

 
Die Sendung kommt einem Experiment gleich. Ganz ohne Moderation sitzen sich die beiden Gesprächspartner gegenüber. Ihnen ist es überlassen, wie sie mit der Situation umgehen. Kommt es zur Verbrüderung aus Unsicherheit oder eskaliert der Streit? Die Protagonisten selbst halten die Zügel in der Hand. Eine Vorgabe der Redaktion ist es jedoch, dass die Sendung ungeschnitten gezeigt wird. Lediglich zu Beginn der Sendung gibt es eine Einführung durch Juan Moreno, der die Runde auch beendet.

In der Auftaktsendung, die Phoenix am Donnerstag dieser Woche um 21:45 Uhr zeigt, werden der "Linke"-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi und der Journalist Matthias Matussek aufeinander treffen. Matusek hatte Gysi in einem "Spiegel"-Aritkel unter anderem Karrierismus vorgeworfen und ihn wegen seiner DDR-Vergangenheit angegriffen. "Macht trifft Meinung" wird eine Länge von 30 Minuten haben und zunächst in unregelmäßigen Abständen produziert.

Die erste Ausgabe der Sendung wurde bereits aufgezeichnet. Dem Vernehmen nach gingen Gysi und Matussek  danch ohne weitere Blessuren wieder auseinander. Im Jahr 2006 sorgte Matussek für Schlagzeilen, da er während einer Sendung des "Presseclub" mit "Handelsblatt"-Mann Roland Tichy in Streit geriet. Nach der Sendung soll es dann zu Handgreiflichkeiten durch Matussek gekommen sein. Matussek selbst bestreitet, Tichy berührt zu haben.
 
Der damalige Redakteur der Sendung, Michael Hirz - heute Programmgeschäftsführer von Phoenix -, kündigte damals an, künftig wolle man mit derart temperamentvollen Gästen vor der Sendung über das "erforderliche Mindestmaß an bürgerlichen Umgangsformen" sprechen. Das allerdings sei vor der Aufzeichnung von "Macht trifft Meinung" nicht nötig gewesen, sagte Hirz auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de. "Mein Menschenbild ist so, dass ich davon ausgehe, dass es auch bei Journalisten Läuterungsprozesse gibt", sagte Hirz. Außerdem handelt es sich bei der Sendung nicht um ein klassisches Fernseh-Diskussionsformat.