ProSiebenNach 64 Minuten Überziehung war das Chaos vorbei. Um 00.10 Uhr endete das "Große Kipp-Fall-Roll-Spektakel" bei ProSieben und beendete einen Fernsehabend, der so schön hätten werden können. Doch aus der reizvollen Idee einer Endlos-Kettenreaktion wurde eine für den TV-Zuschauer oft schwer durchschaubare Aneinanderreihung misslungener Projekte, die meistens nicht einmal eine Minute lang dauerten, ehe wieder per Hand nachgeholfen werden musste. Tragisch ist das Ergebnis insbesondere wegen der wochenlangen Arbeit der zehn Teams, die mit Liebe zum Detail die verrücktesten Kettenreaktionen umsetzen. Lässt man die Gnade eines Couch-Potato walten, dann siegt die Anerkennung dafür über die Tatsache, dass eben kaum eine dieser Reaktionen auch funktionierte.

Und so ähnlich zwiespältig fällt auch das Urteil zur Show an sich aus. ProSieben und Sony Pictures Television ist zunächst einmal die Inszenierung einer derart aufwändigen Show hoch anzurechnen. Die Produktion nahm das gesamte MMC-Studiogelände in Beschlag. Genutzt werden selbst Studios anderer Fernsehproduktionen, wie das der "Schillerstraße" und wo das MMC-Gelände nicht mehr reichte, wurde auch der Flughafen Köln-Bonn mit eingebunden. Deswegen gilt zunächst einmal Respekt und Anerkennung, dass noch Neues gewagt und Geld in die Hand genommen wird. Noch schöner wäre es aber zweifelsohne, wenn dann auch noch etwas Unterhaltsameres herauskommen würde. So jedoch war wieder einmal eine Fernsehsendung wie ein Autounfall - eigentlich furchtbar, aber man musste einfach hinschauen.
 
 
 
Was man sah, war nicht immer leicht zu erkennen. Das Moderationsduo Matthias Opdenhövel und Sonya Kraus hatte zusammen mit dem Off-Kommentator nicht immer den Überblick über das Geschehen. Und der Zuschauer erst recht nicht. Dazu trug anfangs der hinterher hinkende Kommentator und eine furchtbar hektische Hintergrundmusik bei. Zwei Probleme, die allerdings behoben werden konnten. Doch dafür stellten sich zu fortgeschrittener Stunde andere Fragen nach der Professionalität der Vorbereitung dieser Sendung. Wenn etwa Giulia Siegel so intelligent wie von Natur aus möglich auf einem Podest steht und mittels eines kleinen, um sie kreisenden Autos, eigentlich Faden für Faden langsam entkleidet werden soll, dann sollte man vorher vielleicht ansatzweise auch mal geprobt haben, wie lange das eigentlich dauern wird - denn es dauerte lang, viel zu lang.

Kipp-Roll-Fall-SpektakelIn letzter Konsequenz riss Sonya Kraus Giulia Siegel die Stoffreste höchst selbst vom Körper, damit es endlich weitergehen konnte. Wobei die folgende Kettenreaktion erneut nicht einmal eine Minute durchhielt. Spätestens bei Siegels Endlos-Auftritt war klar: Die Show würde kräftig überziehen. Bedauerlicherweise allerdings nicht, weil es spannend war. Immerhin: Die folgende Kettenreaktion am Flughafen Köln-Bonn sah sowohl spektakulär aus und gelang dann auch beinahe fehlerfrei. Hier bekam man einen kurzen Eindruck, wie spannend es hätte werden können, wenn nicht in schöner Regelmäßigkeit etwas schief lief. Übrigens nicht immer, weil die Kettenreaktion schlecht geplant war.