Bild: WDR/SachsKaum ist seit dem 1. Juni der neue Rundfunkänderungsstaatsvertrag in Kraft, schon kehrt Ruhe ein während der Elefantenrunde zum Auftakt des Medienforums NRW. Versuchten sich im vergangenen Jahr noch die öffentlich-rechtlichen Sender auf der einen und die privaten Anbieter gemeinsam mit den Zeitungsverlegern auf der anderen Seite gegeneinander in Stellung zu bringen, so werden nun wieder diplomatischere Töne angeschlagen. Was die Öffentlich-Rechtlichen im Internet dürfen ist mittlerweile gesetzlich geregelt, die Drei-Stufen-Tests beginnen und ARD und ZDF haben damit angefangen, ihre Internetangebote auszuräumen. Die privaten Sender indes beutelt die Wirtschaftskrise.
 
Statt sich politisch zu behaupten sind die Sender derzeit eher mit sich selbst beschäftigt und finden ihren Umgang mit der Krise und den Konsequenzen des neuen Regelwerks. Fast schon sanftmütig wirkte RTL-Chefin Anke Schäferkordt, als Peter Kloeppel, RTL-Chefredakteur und Moderator der Auftaktrunde, sie nach ihrer Einstellung zu einem Werbeverbot bei ARD und ZDF fragte. Zwar handele es sich dabei um einen einzelnen Schritt in einer neuen Medienordnung, der "etwas helfen könnte", sei jedoch an diesem Montag nicht zentrales Thema, so Schäferkordt. Auch BDZV-Präsident Helmut Heinen merkt zwischenzeitlich an, man wolle nun nicht wieder in den Kleinkrieg der vergangenen Monate verfallen.
 

 
Anstatt die Werbegelder von ARD und ZDF zu fordern, erklärt Schäferkordt die Schwerpunkte, unter denen man sich in der Mediengruppe RTL Deutschland auf die Krise einstellt. So stehe an vorderster Stelle, das Fernsehen als Werbemedium zu erhalten und entsprechend attraktiv zu halten für die werbetreibende Industrie. Darüber hinaus gelte es, Kosten zu sparen, ohne dass der Zuschauer es merke - wenn auch das nicht immer möglich ist.

Schäferkordt geht davon aus, dass alle privaten deutschen Sender bei den weiter rückläufigen Werbeeinnahmen nicht ohne Programmkürzungen auskommen werden. In moderatem Rahmen will man bei RTL, so der dritte Schwerpunkt, imageprägende Inhalte weiterführen und wo möglich neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Auch in den öffentlich-rechtlichen Häusern wird gespart. Erneut wies WDR-Inendantin Monika Piel auf die Finanzierungslücke ihres Senders hin, die bis zum Ende der  laufenden Gebührenperiode im Jahr 2012 rund 150 Millionen Euro betragen werde. Unter anderem einen neuen HD-Ü-Wagen zum Preis von 10 Millionen Euro verkneife man sich. Die Werbung im Programm von ARD und ZDF, die seit einigen Wochen immer wieder in der Diskussion war, bezeichnete Piel als "Gebühren-Senker". Laut ZDF-Intendant Schächter mache ihr Anteil am Gesamtetat seines Hauses fünf bis sechs Prozent aus. Für ihn kein allzu großes Pfund, aber "eine Vitalitätsquelle, die wir durchaus brauchen".

Kritische Töne schlugen Schächter und Piel auch erwartungsgemäß zum Drei-Stufen-Test an, der für die digitalen Angebote von ARD und ZDF nun zur Pflicht geworden ist. Es seien in erster Linie die externen Gutachter, die von dem Verfahren profiterten, so Piel. Ein Problem in der Beschränkung für die Öffentlich-Rechtlichen, ihre Inhalte ohne zeitliche Begrenzung online bereit zu stellen, sieht sie in den zahllosen anderen Kanälen, wie zum Beispiel Youtube, auf denen zahlreiche Sendungen schließlich doch zu sehen sind - ohne dass die Sender darauf Einfluss hätten, geschweige denn entsprechende Gelder erhielten. "Sie können nicht gegen alle Welt klagen. Dann brauchen Sie die Gebühren nur für die Klagen", so Piel. Einen Weg aus dem Dilemma jedoch kann auch sie nicht bieten.

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In einem Punkt allerdings, so erklärt sie, habe ihr Sender ganz bewusst  die Negativliste, die bestimmte Angebote von ARD und ZDF im Netz untersagt, missachtet. Die Lehrstellenaktion, mit der der WDR seit vierzehn Jahren Ausbildungsplätze vermittelt verstößt gegen das neue Recht. "Das möchte ich mir nochmal gesondert verbieten lassen", so Piel.