Grafik: DWDL.deEine "ausgesprochen starke Programmsaison" versprach Anke Schäferkordt beim Programmscreening für das TV-Jahr 2009/2010 am Mittwoch in Hamburg gleich zu Beginn - doch ist das angesichts der wegbrechenden Werbeeinnahmen und der Tatsache, dass sich angesichts dessen auch RTL einen Sparkurs auferlegt hat, überhaupt möglich? RTL-Chefin Anke Schäferkordt ist jedenfalls überzeugt: Von vielen Spar-Anstregnungen müssen die Zuschauer vor dem Fernseher gar nichts mitbekommen.

Man arbeite derzeit selbst und in Zusammenarbeit mit den Produktionsfirmen daran, die Produktionsprozesse so zu gestalten, dass man eine gleichbleibende Qualität zu niedrigeren Kosten herstellen könne. So ermögliche allein schon die Digitalisierung und der Verzicht auf klassische MAZ-Bänder ein schnelleres und kostengünstigeres Arbeiten, wie Schäferkordt später im Gespräch erklärte. Zudem gebe es bei jeder Produktion auch weitere Einsparmöglichkeiten. Ob bei einem Stunt für "Alarm für Cobra 11" statt 25 nur 15 Autos in die Luft fliegen, sei schließlich nicht entscheidend und müsse auch nicht weniger spektakulär aussehen, wurde als Beispiel genannt.

Eine simple Einsparmöglichkeit ist auch die Entscheidung, in der kommenden Saison weniger Einzel-Showevents zu programmieren und dafür stattdessen verstärkt auf langlaufende, serielle Formate zu setzen. Spektakuläre Bühnenbauten wie für "DSDS" ließen sich eben nur finanzieren, wenn man sie über einen längeren Zeitraum nutzen könne. Auch das "Supertalent" wird in diesem Jahr mit elf Folgen deutlich länger ausfallen als in den beiden Vorjahren.

RTL-Chefin Anke SchäferkordtMitbekommen sollen die Zuschauer die Sparanstrengungen allenfalls auf "Randsendeplätzen", auf denen man vielleicht nicht die "gewohnte Dichte an Erstausstrahlungen" bieten könne, so Schäferkordt. Es gehe eben nicht mehr alles, doch an den Highlights, also den Formaten, die dem Sender ein Gesicht geben, werde man weiter festhalten. Auch ein teures Format wie das "Dschungelcamp", das Anfang kommenden Jahres zunächst pausiert, werde wiederkommen, versichert die RTL-Chefin.

Bei allen Sparanstrengungen: Das Entwicklungsbudget soll nicht schrumpfen, versicherte Schäferkordt. "Wenn sie jetzt an der Entwicklung sparen, bekommen sie in zwei bis drei Jahren große Probleme". Allerdings wolle man sich vor allem auf die Sendeplätze konzentrieren, die das größte "Optimierungspotential" böten, sprich: die derzeit relativ schlecht laufen. Da befindet sich RTL angesichts des vor allem in der Primetime erfolgreichsten ersten Halbjahres seit vielen Jahren aber in einer recht komfortablen Situation.

Auch inhaltlich schlägt sich die Wirtschaftskrise und die damit verbundene Stimmung im Land in den Planungen von RTL nieder. RTL setze verstärkt auf Formate mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor, so Schäferkordt. Schließlich wolle der Zuschauer auch mal "nicht mit den Themen konfrontiert werden, die er vorher in den Nachrichten gesehen hat". Das soll sich in den Dokusoaps genauso wie in den eigenproduzierten Filmen niederschlagen, wo RTL in der kommenden Saison vor allem auf Adventure- und Comedy-Stoffe setzt. Gleichwohl seien gerade im Wahljahr auch Info-Formate wichtig.

Zudem seien verstärkt Originale und etablierte Formate gefragt, weil sie in unsicheren Zeiten so etwas wie "Verlässlichkeit" böten - was womöglich neben der teils doch eher fraglichen Qualität auch eine Erklärung dafür sein könnte, dass so viele neue Formate in diesem Sommer gefloppt sind. Dennoch werde man weiterhin das Risiko nicht scheuen und neue Formate ausprobieren, denn: "Das Schlimmste, das sie als Programm-Macher haben können, ist die Angst vor dem Flop."