Am Freitag legte die Kommission für Jugendmedienschutz den Bericht über die im vergangenen Quartal festgestellten Jugendschutz-Verstöße vor - wobei die Sendung teils schon länger zurückliegen können. Im Zentrum der Kritik der Jugendschützer stand dabei in den letzten Monaten der Sender ProSieben mit gleich fünf festgestellten Verstößen.

Gleich vier der beanstandeten Sendungen liefen dabei in der Daytime. Besonders fragwürdig war dabei eine Folge des Reality-Formats "Deine Chance! 3 Bewerber, 1 Job", in der den drei Bewerberinnen zu nachmittäglicher Uhrzeit ausgerechnet ein Tabledance-Engagement vermittelt werden sollte. Auch das DSF verstieß mit einem Beitrag zum Thema Tabledance im tagsüber ausgestrahlten Magazin "Männer TV" gegen die Jugendschutz-Bestimmungen.

Tabledance bei Deine Chance! 3 Bewerber - 1 Job

Fragwürdig: Tabledance-Jobsuche am Nachmittag bei ProSieben

Im Magazin "Sam", das ProSieben mittags um 12 Uhr zeigt, habe es darüberhinaus einen Beitrag zum Thema Pädophilie gegeben, der eine pornografische Szene enthalten habe. In der nachmittäglichen Dokusoap "U20 - Deutschland Deine Teenies" wurde die Schönheitsoperation eines 16-jährigen Mädchens thematisiert, ohne auf Risikon oder Nebenwirkungen einzugehen. Und in "talk talk talk fun" waren am Vorabend "Themen wie Sex, Geschlechtsverkehr und Fremdgehen in einer Weise behandelt" worden, die Kinder überfordere.

Auch der Film "Eine wie keiner" aus der "Funny Movies"-Reihe fand nicht die Billigung der Jugendschützer. Er sei durch eine "derb-zotige und sexualbetonte Sprache" geprägt und daher für Unter-16-Jährige nicht geeignet. Die Ausstrahlung hätte demnach erst nach 22 Uhr stattfinden dürfen.

Sogar der Kindersender Super RTL findet sich auf der Liste der "Sünder". Dort sei im Rahmen der "Fun Night", mit der der Sender die Nachtstunden überbrückt, eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung geleugnet oder verharmlost worden, heißt es im Bericht der KJM. Bei der Sendung handelt es sich um eine Art animierten Chat, bei dem Zuschauer Texte und Fotos einschicken können. Diese Fotos werden laut Super-RTL-Sprecherin Kreft vor der Freischaltung zwar überprüft, aufgrund eines Fehlers des zuständigen Mitarbeiters erschien das nun beanstandete Bild aber für zwei Minuten auf dem Bildschirm, ehe es wieder aus dem System genommen wurde. Angesichts der nächtlichen Sendezeit dürfte den Vorfall ohnehin kaum jemand mitbekommen haben.

Weitere Verstöße: Im nächtlichen DSF-Erotik-Clip "Actiongirls.com (Vol.7)" wurden "frauenfeindliche und degradierende Darstellungen von Frauen" gezeigt, die "offensichtlich auf männlichen Herrschafts- und Unterwerfungsphantasien basierten". Und schließlich habe es in einem bei RTL II ausgestrahlten Spot für den "Schnuffel-Klingelton" einen direkten Kaufappell an Kinder gegeben.

Was die festgestellten Verstöße nun konkret für die Sender zur Folge haben, ist unterschiedlich. Je nach Schwere und Art des Verstoßes wurden Beanstandungen, Untersagungen oder Bußgelder beschlossen. Die entsprechenden Verwaltungs- und Ordnungswidrigkeiten-Verfahren werden jetzt aber jeweils erst von den zuständigen Landesmedienanstalten durchgeführt.