ProSiebenSat.1 German FreeTV HoldingAm 26. Oktober 2005 startete ProSiebenSat.1 schon einmal ins vermeintliche HD-Zeitalter und schaltete fast in einer Nacht- und Nebelaktion zwei frei empfangbare HD-Kanäle auf. Doch es gab zwei Probleme: Einerseits standen nur wenige Sendungen in nativem HD zur Verfügung - und noch wichtiger: Nur sehr wenige hatten einen HD-fähigen Receiver und konnten das Programm damit empfangen. Zweieinhalb Jahre hielt man dennoch durch, dann wurde ProSiebenSat.1 das Experiment zu teuer und man trat den schmachvollen Rückzug an.

Seitdem herrschte beim einstigen HD-Vorreiter Funkstille, während ARD und ZDF sich mit Showcases auf den lange angekündigten regulären HDTV-Start im kommenden Jahr vorbereiteten und auch die RTL-Gruppe vor wenigen Wochen zwei HD-Sender noch für dieses Jahr in Aussicht stellte. Nun wollte man auch bei ProSiebenSat.1 nicht mehr länger zurückstehen und kündigt für Januar 2010 die Rückkehr ins HDTV-Geschäft an.

Dann werden nicht nur wie zwischen 2005 und 2008 Sat.1 und ProSieben wieder in HD ausgestrahlt, sondern diesmal zusätzlich auch kabel eins. Allerdings werden die Sender anders als beim ersten Versuch nicht völlig frei empfangbar sein. ProSiebenSat.1 setzt wie auch die RTL-Gruppe auf die neue Astra-Plattform HD+.

HD+Über die genauen Details zu HD+ schweigt sich Astra nach wie vor aus. Fest steht nur: Kostenlos wird das Angebot auf Dauer nicht sein. Die Sender werden grundverschlüsselt ausgestrahlt, für den Empfang ist ein spezieller Receiver mit Smartcard nötig. Im ersten Jahr soll diese Smartcard nach dem Kauf automatisch freigeschaltet sein, danach werden weitere Gebühren fällig - wie hoch diese genau ausfallen und in welchem Turnus sie bezahlt werden müssen, ist unterdessen noch unklar. Details will Astra erst im Spätsommer bekanntgeben.

In normaler Standard-Auflösung (SD) werden die Sender via Astra im Simulcast weiter unverschlüsselt verbreitet. Sobald die SD-Sender in ferner Zukunft aber abgeschaltet werden, bekommen die Privatsender ihre so herbeigesehnte Grundverschlüsselung, die sie in den meisten Kabelnetzen längst haben und die ihnen durch die Untersagung des Entavio-Projekts durch die Kartellhüter bei Astra zunächst verwehrt blieb, auch auf dem Satelliten-Übertragungsweg.

Andreas Bartl, Vorstand German Free-TV bei ProSiebenSat.1, bezeichnete die Aufschaltung der drei HD-Sender als "Meilenstein in Sachen Technik- und Qualitätsangebot an unsere Zuschauer".  "Mit der Ausstrahlung der Programme unserer Sendergruppe in hochauflösender Qualität bringen wir die Digitalisierung in Deutschland weiter voran. Jetzt gilt es, neue Inhalte und Angebote für diesen Standard zu entwickeln", so Dr. Marcus Englert, Vorstand New Media und Diversifikation der ProSiebenSat.1 Media AG. 

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Durch den Einstieg von ProSiebenSat.1 steigen die Erfolgsaussichten für die neue Astra-Plattform HD+, die voraussichtlich im Herbst an den Start gehen soll, in jedem Fall deutlich. Nachdem mit der Mediengruppe RTL Deutschland und ProSiebenSat.1 nun beide großen Sendergruppen mit an Bord sind, dürften auch kleinere Sender, die über eine HD-Ausstrahlung nachdenken und auf eine Grundverschlüsselung Wert legen, an der neuen Plattform kaum vorbeikommen. "Wir sehen HD+ als wichtigen Treiber für die Digitalisierung und als entscheidende Erweiterung der Möglichkeiten, HD-Fernsehen zu empfangen", so Wilfried Urner, Geschäftsführer der HD Plus GmbH.