Logo: ProSiebenSAT.1Einer Zerschlagung der ProSiebenSat.1 Media AG erteilt Ebeling zunächst eine klare Absage, wobei es im Detail eine Einschränkung gibt. Auf die "FAZ"-Frage nach der Zerschlagung betont Vorstandschef Ebeling zunächst, dass man auf dem deutschen Fernsehmarkt nur dann eine starke Position erreicht, "wenn man insgesamt einen Marktanteil von mindestens 20 Prozent erlangt".

Weiter sagt Ebeling: "Wir haben so viele inhaltliche Kosten und Vermarktungssynergien, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das Heraustrennen eines Senders attraktiv wäre. Der Vorstand sieht die drei großen Publikums-Sender als Entertainment-Gruppe, die vom Nachrichtensender N24 ergänzt wird" Mit dieser Antwort jedoch ging Ebeling noch nicht auf das immer wieder hochkochende Branchengerücht ein, dass die ProSiebenSat.1 Media AG mit der Schaffung der German Free TV Group eine Loslösung von SBS vorbereiten könnte.

Dies kommentiert Ebeling auf Nachfrage und sagt zu SBS: "Da gibt es Synergien. Allerdings ist das Fernsehgeschäft auch ein lokales. Man muss sich in jedem Land überlegen, ob man der sogenannte beste Besitzer ist. In Skandinavien, Benelux und Ungarn sind wir sehr zufrieden, haben die kritische Masse und sind stark. In anderen Ländern müssten wir zulegen." Eine klare Aussage gegen eine mögliche Trennung ist das nicht. Und so sagt Ebeling auch gleich darauf, dass man aktiv keinerlei Verkaufsabsichten habe, aber:  "Man ist immer in der Pflicht, ein gutes Angebot zu prüfen."
 

 
Während ProSiebenSat.1 beim Zuschauer-Marktanteil eine leichte Steigerung im Jahr 2009 erwartet und damit besser laufen will als der Markt bzw. die Mediengruppe RTL Deutschland, sei eine Aussage zum Werbemarkt besonders für das vierte Quartal weiterhin schwierig. "Anfang des Jahres haben wir erwartet, dass der gesamte Fernsehwerbemarkt zehn bis fünfzehn Prozent schrumpft. Jetzt denken wir, dass es eher minus zwölf bis minus sechzehn Prozent sind. Die große Frage ist: Was geschieht nach der Bundestagswahl? Gibt es einen Stimmungswechsel?", fragt sich der ProSiebenSat.1-Vorstandschef im "FAZ"-Interview.

Sicherheitshalber arbeitet Ebeling an neuen Konzepten. Ende Juli präsentierte er die Idee, dass Werbekunden ihre Werbespots mit Firmenanteilen bezahlen. "Wir führen vorbereitende Gespräche mit zehn Unternehmen. Es gibt Interesse. Das muss man wie einen Venture-Capital-Fonds sehen", sagte Ebeling jetzt der "FAZ". Kritik, der Konzern spare nur und investiere nicht, weist Ebeling zurück und nennt ein Beispiel: "Nach wichtigen Neuerungen ist das Setup von Sat.1 stabil". Dennoch: Der Sat1-Umzug von Berlin nach München sei, wie Ebeling auf Nachfrage einräumt", "eine strategische und kulturelle, aber natürlich auch eine Kosten-Frage" gewesen.

Und inhaltlich? Da sieht Ebeling für seine Sendergruppe US-Inhalte vor deutschen Produktionen, wegen des guten Nachschubs aus den USA. "Hinzu kommt, dass wir eine junge Zuschauergeneration haben, die fast ausschließlich mit hochwertig produzierten amerikanischen Programmen (...) groß geworden ist. Meine Prognose: Die amerikanische Dominanz setzt sich noch fort", so Ebeling der auch ein Negativbeispiel für deutsche Produktionen nennt: "Man muss auch selbstkritisch sagen, dass wir mit einer nachahmenden Serie wie 'Klinik am Alex' die Zuschauer nicht erreicht haben. Die Zuschauer verzeihen einem Fehler eher, wenn man etwas frei probiert und nicht anderen nacheifert."

Das Internet sei für ProSiebenSat.1 eine Herausforderung und eine Chance. "Online-Piraterie" schade dem Konzern und Bezahllinhalte im Web werden es laut Ebeling eher schwer haben. Seine Strategie: "Komplementäres Sehen", da viele junge Menschen inzwischen eine Sendung schauen und nebenher das Notebook laufe. Da könne man Begleitinhalte anbieten. Und dann kritisiert Ebeling noch pflichtbewusst ARD und ZDF. "Wir haben Wettbewerber, die unsere Pflicht der Refinanzierung nicht haben und dank der Gebühren alles kaufen können, teure Sportrechte und Hollywood-Filme, die nachts versendet werden. Das ist ein asymmetrischer Wettbewerb", so der ProSiebenSat.1-Vorstandschef.