Wie ein Spieleabend mit dem Klassenclown

Etwa dann, wenn sich Oliver Pocher ins Publikum begibt, weil ein Joker eingesetzt wurde oder aber eine Kandidatin ihre Mutter als größten Jauch-Fan outet und Pocher dazu mehr wissen will. Immer dann wurde es besonders heiter. Als Pocher mit einem Studio-Zuschauer ins Plaudern kommt und ihn nach Belanglosem fragt, brüllt der sonst so kontrollierte Jauch, wartend auf Hilfe zur Beantwortung der ihm gestellten Frage plötzlich: "Das ist doch scheißegal!" Das Publikum gröhlt.

Auch als Pocher eine Dame, die als Telefonjoker angerufen wurde, fragt: "Kennen wir uns?" und sie mit "Ja" antwortet. Pocher darauf ganz trocken: "Wievielter Monat?" Es war die Schlagzahl solcher Sprüche, die die Show über schwache Momente trug. Die erste Werbepause gab es übrigens erst nach einer Stunde. Das lag allerdings nicht an der mangelnden Werbebuchungen, denn später kamen die Pausen ums öfter, sondern war bewusst geplant: So minimierte RTL das Risiko Zuschauer gerade am Anfang zu verlieren als die komplexen Regeln vielleicht noch manchen Zuschauer dazu bewegt hätten, in einer Werbepause wegzuzappen.

 

 

Schwächen hatte die Show allein im Regelwerk. Neben der Tatsache, dass es unnötig komplex war, irritierten auch die Joker für Günther Jauch: Denn bei denen ist er teilweise auf die Mithilfe des Studio-Publikums angewiesen. Nur ist das nicht unbedingt auf seiner Seite und will ja die Kandidaten unterstützen, für die es um nicht wenig Geld geht. "Wo bin ich denn hier reingeraten?", fragte sich Jauch in einer dieser Situationen als das Publikum sich gegen ihn stellte. Als eine knappe halbe Stunde vor geplantem Ende der Show eine zweite Spielrunde begonnen wurde, war klar, dass die Show eine Fortsetzung finden wird.

Damit war im Vorfeld schon zu rechnen. Nur ein genauer Termin für die zweite Ausgabe von "5 gegen Jauch" steht noch nicht fest. Man darf sich aber darauf freuen. Ein gutes Kandidaten-Casting, ein schlagfertiges Duo Jauch/Pocher und die daraus entstehenden Unterhaltungen über die Fragen, die Antworten oder Jauchs Ratlosigkeit machen die Sendung sehenswert und sorgen gleichzeitig dafür, dass "5 gegen Jauch" so ziemlich die erste Gameshow ist, in der die Spielregeln beinahe nebensächlich werden.

Übrigens: Mancher Comedy-Fan musste am Abend vermutlich herzhaft über die "Goldene Frage" bei "5 gegen Jauch" lachen. Unweigerlich mussten wir zumindest vor dem Hintergrund des verwirrenden Regelwerks an eine Folge der Sat.1-Comedyserie "Pastewka" denken, in der ein "Goldener Kartoffelchip" die Kandidaten einer Gameshow völlig aus dem Konzept gebracht hat. So war es bei der RTL-Show am Freitagabend zwar nicht, aber dennoch: Gewinner des Abends war Günther Jauch, der alle fünf Kandidaten der ersten Runde aus dem Rennen warf.