Lettre InternationalDie Zeitschrift "Lettre International" will gerichtlich gegen "Bild" und "bild.de" vorgehen, nachdem die Springer-Titel große Teile eines Interviews, das die Zeitschrift mit dem Bundesbank-Manager Thilo Sarrazin geführt hat, im Internet ohne Genehmigung weiterverbreitet hat. Das berichtet der Branchendienst "kress.de". Das Interview, in dem Sarrazin unter anderem abfällig über Migranten sprach, zog ein gewaltiges Medienecho und Rücktrittsforderungen nach sich.

Dem Bericht zu Folge hat die Zeitschrift Schadenserstatzansprüche gegen Springer angemeldet. "'Bild.de' hat gegen unser explizites Verbot das gesamte Interview eingescannt und auf seine Webseite gestellt", sagte "Lettre International"-Chefredakteur Frank Berberich gegenüber "kress.de". Das Interview sei "weit über tolerierbare Umfänge hinaus" von "Bild" verwendet worden, so Berberich. Per einstweiliger Verfügung musste das Interview bei "bild.de" entfernt werden.
 

 
Da die Zeitschrift, die im Einzelverkauf 17 Euro kostet, durch die Internet-Verbreitung des umstrittenen Textes weniger Hefte habe absetzen können, mache man Schadensersatzansprüche geltend, so Berberich. Auch soll geprüft werden, ob dem Verlag Anteile der Werbeeinnahmen zustehen, die "bild.de" mit dem Interview erzielt hat. Berberich sieht im Vorgehen der "Bild" "Machtarroganz" und bezeichnete den Vorfall als "Diebstahl". "Lettre International" wird vertreten von Rechtsanwalt Johnny Eisenberg, mit dem "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann seit einiger Zeit im Clinch liegt.
 
"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann indes verwahrt sich gegen den Vorwurf. In seinem Blog schreibt er an Berberich: "Da müssen Sie etwas übersehen haben. Denn natürlich haben wir das Interview nicht geklaut, sondern uns vorher die Erlaubnis zur Veröffentlichung geholt. Mein Kollege Hans-Jörg Vehlewald aus der Politikredaktion bat dafür telefonisch in ihrem Büro um den kompletten Text, den er anschließend auch per Fax bekam - versehen mit dem handschriftlichen Vermerk: 'z. Hd. Herrn Vehlewald, mit Nennung der Quelle: Lettre International' (siehe ganz unten)."