HandelsblattWer nicht gerade zu den Traditionalisten gehört, die die Bedeutung einer Zeitung mit ihrer Formatgröße verwechseln, der kann die Umstellung nur begrüßen: Nach der Ankündigung im Sommer ist die Umstellung des "Handelsblatt" auf das Tabloid-Format an diesem Montag vollzogen worden. Lassen Sie sich übrigens nicht verwirren: Bei Zeitung und Verlag spricht man lieber vom "Business-Format", weil man offenbar Angst hat vor möglicherweise boulevardesken Assoziationen beim eigentlichen Begriff.

Handlicher ist es, besser lesbar damit auch. So gesehen ist dieser Montag für die deutsche Zeitungslandschaft, die da etwa den Briten noch hinterher hängt, ein Meilenstein. Fraglich ist nur, ob es auch ein Meilenstein für das "Handelsblatt" selbst sein wird. Mit dem neuen Format geht zwar auch eine überarbeitete Optik inklusive durchgehender Farbigkeit einher, doch letztlich ist diese Umstellung ein Prüfstein für etwas völlig anderes: Die Inhalte.
 

 
Format passt und die neue Optik ist für eine Wirtschaftszeitung nach Eigenverständnis des "Handelsblatt" auch modern. Aber die Inhalte? Nicht, dass die bislang besonders schlecht oder gut gewesen sind. Aber wenn die Rahmenbedingungen stimmen und das "Handelsblatt" bestmöglichst positionieren, hängt es jetzt allein an den Inhalten. Zu denen findet man beim neuen "Handelsblatt" übrigens wesentlich einfacher als bisher.

Der geniale Einfall: Die Rückseite der Zeitung ist das Inhaltsverzeichnis, dass dank Überschriften und kurzen Anreisser-Texten sogar als brauchbarer Schnellüberblick über die Themen-Lage des Tages zu verwenden ist. Es ist einer der wenigen bemerkenswerten Einfälle abseits der Formatänderung. Für die kann man stehend applaudieren - in der Hoffnung, dass andere dem Beispiel aus Gründen der Lesbarkeit folgen. Ob jedoch alter Wein in neuen Schläuchen auch neue Leser anzieht oder alte zurückholt? Das bleibt abzuwarten.