Das ErsteKatarina Witt hätte sich bei Oliver Pocher erkundigen sollen. Der hätte ihr erzählen können, wie peinlich die totale Stille wirkt, wenn das Publikum auf die eigenen Witze einfach überhaupt nicht reagiert. Er hatte es zuletzt bei "Wetten, dass..?" erlebt. So aber glaubte sich Witt in der Lage zusammen mit Sportreporter Tom Bartels die diesjährige Bambi-Verleihung zu präsentieren. Es war leider ein Irrglaube und ohnehin eine krude ARD-Logik, ausgerechnet dieses Duo ran zu lassen bei der Live-Übertragung der Verleihung aus Potsdam. Als Zuschauer blieb nach knapp drei Stunden jedenfalls nur eine Erkenntnis zurück: Ex-Sportlerinnen sollten Ex-Sportlerinnen und Sportreporter Sportreporter bleiben.

Die Verleihung des von Hubert Burda gestifteten Medienpreises geriet ohne einen Harald Schmidt, der den staatstragenden Charakter der Gala stets mit bissigen Kommentaren brach, zu einer langatmigen Veranstaltung. Die Auszeichnungen waren selten überraschend, weil in den meisten Fällen ja eh vorher bekannt. Und damit reiht sich der Bambi ein in die schöne deutsche Tradition von Preisverleihungen, bei denen scheinbar strategisch über Gewinner und Gewinnerinnen entschieden wird. Ganz nach dem Motto "Wer hat noch nicht, wer muss nochmal oder ist gerade in der Stadt?" fehlt einem als Zuschauer der Glaube, dass hier wirklich Leistungen prämiert werden. Zu oft scheinen Preise nach Gelegenheiten vergeben zu werden.
 

 
Denkwürdige Augenblicke gab es bei der Bambi-Verleihung 2009 wenige. Einer davon war aber sicherlich der Auftritt des erschreckend deutlich gealterten Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl für den man allerdings auch wieder kurzerhand eine eigene Kategorie erfunden hatte. Der "Millenium-Bambi" musste es dann schon sein, um den Eindruck des Superlativs der Superlative zu erwecken und ihn als Kanzler der Einheit zu feiern. Und noch einen weiteren Preis hatte man schnell erfunden: Den Überraschungs-Bambi - für Wolfgang Joop. Der schien immerhin tatsächlich überrascht. Ausgezeichnet wurde er durch seine Tochter Jette dafür, dass er die Stadt Potsdam quasi neu erfunden habe. Es sind diese Gelegenheitsauszeichnungen, die mehr das Gewissen der Veranstalter beruhigen, schön an alle gedacht zu haben, als dem Zuschauer verständlich erscheinen.

Mitfiebern? Ist da unmöglich. Begeistert sein? Wovon denn. Dazu kommt, dass uns ein Starkult wie bei den Amerikanern eh fremd ist. Fragen Sie sich selbst doch mal: Wer ist für Sie eigentlich ein wirklicher Star in Deutschland? Und bitte denken Sie jetzt nicht an die Jeanette Biedermanns dieser Nation. Oder sollte man eben gerade an sie denken? In jedem Fall zeigt sich: Das Interesse des Publikums an Auszeichnungen derer, die Stars sein sollen, hält sich bei uns in Grenzen. Richtig schlimm wird es aber, wenn selbst das Promi-Publikum im Saal nicht einmal pflichtbewusst begeistert ist - so wie an diesem Donnerstag u.a. dank Witt und Bartels bei der Bambi-Verleihung.

Was waren die wenigen weiteren denkwürdigen Momente des Abends? Nun, da wäre zu erwähnen, dass es Michael Mittermeier gelang das beinahe einschlafende Publikum mit seiner Laudatio für die Band Silbermond aufzuwecken. Und dann wäre da das Ende: Nach knapp drei Stunden erhielt Maximillian Schell den Ehrenpreis für sein Lebenswerk - und hing an seine Dankesrede noch eine kleine Lesestunde aus der ursprünglichen "Bambi"-Geschichte an. Wohl wissend, dass das kaum jemanden interessiert, weil ihn auch kaum jemand verstehen konnte, sagte er vorwarnend den Satz: "Das Fernsehen kann ja abschalten. Das ist ja nicht so wichtig." Man hätte auch schon eher abschalten können.