Eigentlich hat ZDFneo alles, was man für den Erfolg braucht. Dank sicherer Gebührengelder genügend gutes Programm, im Vorfeld hervorragende Presse und an Werbung für den neuen Kanal mangelte es im ZDF-Hauptprogramm und im Internet auch nicht. Doch während die Rahmenbedingungen zu stimmen scheinen, fehlt ein dann doch nicht unwichtiger Faktor: Der Zuschauer. Der jedenfalls hat den Sender bislang noch gar nicht entdeckt. Die Einschaltquoten von ZDFneo lagen in den ersten Tagen im kaum messbaren Bereich und sind jetzt angesichts mancher hochwertigen Programmware auch extrem niedrig.
 
 
 
Einen Monat nach dem Start hat sich DWDL.de-Reporter Daniel Aßmann für uns umgehört - und in einem Elektronik-Fachhandel die TV-affine Kundschaft nach dem neuen Digitalsender befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: Kaum jemand fängt etwas mit dem Namen des Kanals an und nicht einmal bei den Jüngeren sieht es besser aus. Für die Privatsender bedeutet diese Tatsache inzwischen einen Wechsel in der Argumentation. Wurde vor dem Start das Kanals noch in Sorge über zu verlierende Marktanteile die neue Konkurrenz beklagt, hast sich die Haltung bei den Sendergruppen in Köln und Unterföhring inzwischen um beinahe 180 Grad gedreht.

Nicht, dass man plötzlich Fan des Kanals geworden sei. Viel mehr aber befeuert man, derzeit noch hinter vorgehaltener Hand, das oft beschworene Argument der Gebührenverschwendung. Angesichts dieser geringen Reichweiten von ZDFneo seien die nicht ganz billigen Eigenproduktionen sowie Lizenzwaren unverantwortliche Ausgaben, heißt es. Einige hochwertige Formate würden zudem quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit versendet. Doch ZDF-Intendant Schächter kann sich über jegliche Kritik nur amüsieren.
 
Die Sorge, dass ZDFneo jetzt die Privatsender massiv angreifen würde, sei "hanebüchen falsch" gewesen angesichts der geringen Marktanteile des Senders, die in Mainz niemanden überraschen. Schächter vergangene Woche im DWDL.de-Interview: "Das wussten wir. Und wir merken: Es sind von Tag zu Tag auch ein paar mehr, wenn auch auf niedrigem Niveau aber so, dass unsere Ziele Ende nächsten Jahres mit 0,3 Prozent aufzuschlagen und dann in drei Jahren so stark zu sein wie ein mittleres drittes Programm der ARD, aufgehen können."