ProSieben arbeitet derzeit daran, das Niveau von Fake-Gerichtsverhandlungen, Fake-Crimedokus und Fake-Realitys bei Sat.1 und RTL zu unterbieten. Mit dem für Mitte Januar geplanten Format "50 pro Semester" löste der Sender bereits einen Sturm der Entrüstung aus. Fünf Studenten sollten in der Pseudo-Doku - mit Laiendarstellern und Drehbuch - einen Wettbewerb nachstellen, bei dem der gewinnt, der 50 Frauen oder Männer innerhalb eines Semesters ins Bett kriegt. Nach öffentlichen Protesten verschob ProSieben das Format vergangene Woche auf unbestimmte Zeit.
In der Woche vom 18. Januar bis 22. Januar testet man dafür jetzt auf dem 16 Uhr-Sendeplatz die Dokusoap "Der Salonretter - waschen, schneiden, föhnen" mit Promifriseur Andreas Wendt, der sich in jeder Folge eines maroden Friseursalons annimmt, um dem jeweiligen Team den Weg zum Erfolg zu zeigen. Dieser Ersatz für "50 pro Semester" klingt deutlich harmloser. Doch bevor man zu ProSieben zu früh lobt, sollte man einen Blick auf die Woche ab dem 25. Januar werfen. Eine Woche lang testet ProSieben dann auf dem 16 Uhr-Slot das Format "The Secret - Jetzt kommt alles raus". In der Sendung soll gezeigt werden, was passiert, wenn lang gehütete Geheimnisse gelüftet werden oder Menschen an einen Wendepunkt ihres Lebens kommen.
Die Ankündigung von ProSieben liest sich zunächst noch recht harmlos: "Wie gehen sie mit der Situation um? Finden sie in ein glückliches Leben zurück oder scheitern sie an ihrem Schicksal?" Welche Geheimnisse und Wendepunkte ProSieben als geeignet für das nachmittägliche Programm ansieht, zeigt sich dann beim Blick auf die einzelnen Folgen. "Mama, das Partyluder" heißt es zum Auftakt. Eine 17-jährige Tochter leidet darin unter dem Liebesleben ihrer Mutter, aus der ein regelrechter Vamp geworden sei. Zwei Tage später schickt ProSieben dann eine Jugendliche "Auf den Strich für Baby Lenny", einen Tag später heißt es dann nachmittags um 16 Uhr gar "Endstation Pornostrich" für eine 18-Jährige. Vielsagend, auch wenn man noch keine Sekunde des Formats sehen konnte.
Wie auch beim nun verschobenen "50 pro Semester" handelt es sich bei "The Secret - Jetzt kommt alles raus", produziert von Constantin Entertainment, übrigens um eine gescriptete Dokusoap, alle Geschichten sind also frei erfunden und werden nach Drehbuch von Laienschauspielern dargestellt. Es ist einer der bedauerlichen TV-Trends der letzten Jahre. Weil mit Alltags-Dokus inzwischen offenbar keine Quote mehr zu machen ist, greifen gleich mehrere Sender inzwischen zu absurd überdrehten, gescripteten Geschichten, gerne angereichert um Gewalt und Sex - und das zu einer Sendezeit, in der die Sender gerade auch ein junges Publikum erreichen. Die Tatsache, dass ProSieben gleich nach der Aufregung um "50 pro Semester" ein ähnlich zweifelhaft klingendes Format ankündigt, irritiert zusätzlich.
Update: Nach dem DWDL.de-Artikel rudert ProSieben zurück. Die Stellungnahme finden Sie hier.
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ProSieben arbeitet derzeit daran, das Niveau von Fake-Gerichtsverhandlungen, Fake-Crimedokus und Fake-Realitys bei Sat.1 und RTL zu unterbieten. Mit dem für Mitte Januar geplanten Format "50 pro Semester" löste der Sender bereits einen Sturm der Entrüstung aus. Fünf Studenten sollten in der Pseudo-Doku - mit Laiendarstellern und Drehbuch - einen Wettbewerb nachstellen, bei dem der gewinnt, der 50 Frauen oder Männer innerhalb eines Semesters ins Bett kriegt. Nach öffentlichen Protesten verschob ProSieben das Format vergangene Woche auf unbestimmte Zeit. 
