Foto: Axel SpringerDer Axel Springer Verlag kümmert sich nach wie vor um seine Geschichte und die Zusammenhänge zwischen den Studentenprotesten gegen Ende der sechziger Jahre und der Berichterstattung der Springer-Blätter in jener Zeit. Nachdem das sogenannte Springer-Tribunal, in dem Zeitzeugen über die Rolle des Verlags in jener Zeit diskutieren sollten, wegen mangelnden Interesses einiger relevanter Beteilgter abgeblasen wurde, stellt Springer das angekündigte "Medienarchiv68" ab dem 17. Januar im Internet interessierten Lesern unter der Adresse www.axelspringer.de/medienarchiv68 zur Verfügung.

"Wir möchten wissen, wie es damals wirklich war. Uns ist bewusst, dass unser Haus und unsere Blätter seinerzeit journalistische Fehler gemacht haben. Wir haben dies in der Vergangenheit zugegeben und tun dies auch heute. Wir werden nichts vertuschen. Wir wünschen uns das allerdings auch von jenen, die bis heute unbeirrt an den alten Gewissheiten und Mythen festhalten. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, die damalige Zeit besser zu verstehen", lautet die Begründung von Springer-Chef-Döpfner für die öffentliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
 

 
Dem Springer-Verlag wird wiederholt vorgeworfen, in jener Zeit die Stimmung durch seine Berichterstattung aufgeheizt zu haben und somit mitverantwortlich gewesen zu sein für die tödlichen Schüsse, die Polizist Karl-Heinz Kurras auf den Studenten Benno Ohnesorg abfeuerte und für das Attentat auf Studentenanführer Rudi Dutschke.

Im "Medienarchiv68" sollen ab dem kommenden Wochenende rund 5.900 Artikel aus den Jahren 1966 bis 1968 abrufbar sein. Zusammengetragen wurden laut einer Springer-Mitteilung "alle relevanten Artikel zur Studentenbewegung" aus den Springer-Titeln "Berliner Morgenpost", "Bild Berlin", "B.Z.", "Die Welt Berlin", "Hamburger Abendblatt", "Welt am Sonntag" und "Bild am Sonntag". Zudem besteht punktuell die Möglichkeit, die Texte mit Artikeln der Konkurrenzblätter "Der Tagesspiegel" und "Telegraf" zu vergleichen.

"Welt"-Chefredakteur Thomas Schmid, der den Versuch, das Springer-Tribunal erneut aufleben zu lassen, und das "Medienarchiv68" initiierte, sagte bereits im Sommer nachdem das Scheitern des Tribunals klar war: "Damit ist die Diskussion nicht beendet. Wir werden es uns nicht nehmen lassen, über die damaligen Geschehnisse zu diskutieren, wo und wie wir das für richtig halten". In vergangenen Jahr wurde zudem bekannt dass Dutschke-Attentäter Josef Bachmann Kontakte zu Neonazis unterhielt und Karl-Heinz Kurras, der Benno Ohnesorg erschoss, inoffizieller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR war.