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Es ist ein trauriges Urteil anlässlich eines Geburtstages. Aber alles andere als eine klare Betrachtung hilft dem Geburtstagskind nicht. In seinen zehn Jahren wurde es schon zu oft völlig falsch eingeschätzt. Zum Start etwa formulierte man den Anspruch einen Nachrichtensender für das neue Jahrtausend zu formen. Dass man in kürzester Zeit mit n-tv gleichauf lag und dann sogar vorbeizog, kann allerdings nicht als Beleg dafür gelten, dass man es geschafft hat.

Denn inhaltlich unterschieden sich die beiden deutschen Nachrichtenkanäle dazu einfach viel zu wenig. Mit Markenkern-Studien und anderen selbstbezahlten Analysen versuchen sich die Sender ihre Unverwechselbarkeit zwar einzureden - doch glauben kann und will es schon seit Jahren niemand mehr. Immerhin: Einen Trend hat N24 tatsächlich gesetzt. Nach der Erkenntnis aus den ersten Jahren, dass Nachrichten teuer und nicht zu jeder Zeit quotenstark sind, setzte man vermehrt auf eingekaufte Dokumentationen. Für diesen Kurswechsel wurde der Sender stark kritisiert.
 
 

Letztlich jedoch sicherten steigende Marktanteile und beständigere Programme, die sich leichter vermarkten ließen, das Überleben des Senders. Und inzwischen setzt auch n-tv auf immer mehr Dokumentationen und Magazine.  Man würde in Köln zwar nie sagen, dass man sich das von N24 abgeschaut hat. Aber indirekt bestätigt man es: Denn als Verteidigung dieser Programminhalte anstelle von aktuellen Nachrichten heißt es ganz offen, dass das der Wettbewerb ja ähnlich mache. N24 war hier in gewisser Weise Trendsetter und wurde dafür scharf kritisiert - auch von uns. 

Aber im Grunde nahm N24 nur eine Entwicklung voraus, die inzwischen auch Vollprogramme erreicht hat: Zur Finanzierung wichtiger Programmstrecken werden ganz offen andere Sendeflächen mit billigeren Programmen bestückt. Auch das kann man kritisieren. Gleichzeitig sollte man sich jedoch auch vor Augen führen, dass die Medienbranche durch wegbrechende Werbeeinnahmen scharf von der Wirtschaftskrise getroffen wurde. Es wäre naiv, wenn jemand geglaubt hätte, dass sich das nicht auch auf das Programm durchschlagen würde - bei allen Sendern. 

Die einen sparen sich große Showevents wie das Dschungelcamp, die anderen setzen auf noch mehr Billig-Dokusoaps und wiederum andere kämpfen gar ums Überleben. Das bringt uns zurück zu N24: Zum Start wollte man revolutionieren und tat es nicht wirklich. Dann änderte man den Kurs, wurde erfolgreich und gleichzeitig dafür kritisiert. Jetzt, in der Not, sollte man sich bei N24 nicht blenden lassen, wenn die, die vor Kurzem noch gegen den Kanal geschossen haben, ihn nun zu einem wichtigen publizistischen Medium erheben. Das ist Heuchelei. 

Um ein realistisches Bild des Senders zu zeichnen, muss man festhalten: Ohne das aktuelle N24 wäre Deutschland vermutlich journalistisch nicht viel ärmer. Aber Deutschland wäre um die große Chance ärmer, wieder ein angriffslustiges Flaggschiff zu formen, wie es der Sender zum Sendestart war, deren Mitarbeiter dann wieder dürfen, was sie können. Der Sender braucht neue Energie durch einen mutigen Investor, keine lebensverlängernden Maßnahmen. Alberne medienpolitische Gedankenspiele gehören dazu.