ZDF HDJahrelang wurde uns HDTV versprochen. Und 2010 wurde voller Optimismus bereits vorzeitig zum Jahr des Durchbruchs von hochauflösendem Fernsehen ausgerufen. Dass die Hersteller von TV-Geräten seit Jahren mit Labels wie HDready und FullHD verwirren und die Privatsender ihre HDTV-Signale nur verschlüsselt und mit zusätzlichen Kosten anbieten, schien den HDTV-Durchbruch schon kompliziert genug werden zu lassen. Doch spätestens mit dem HDTV-Start von ARD und ZDF ist eine völlig neue Debatte entbrannt: Die TV-Branche ist sich nämlich nicht einmal einig darüber, was eigentlich das bestmögliche HDTV-Format ist.

Kommen Sie mit auf eine faszinierende Reise auf der Suche nach dem idealen HDTV. Im Zusammenhang mit hochauflösendem Fernsehen werden Sie vielleicht mit den Auflösungen von 720p und 1080i gehört haben. Und ausgehend von der Tatsache, dass unser bisheriges Fernsehsignal im PAL-Standard auch 576i genannt wird, wurde nicht nur von vielen Konsumenten sondern auch lange Zeit von der Presse die höchste Auflösung, also 1080i gepriesen. Mit 1920x1080 Bildpunkten ist das Standbild damit fünfmal so scharf wie unser bisheriger TV-Standard. 720p klingt dagegen mit 1280x720 Pixeln, also nur 2,2x so viel Bildpunkten wie bisher zunächst unattraktiv.
 

 
Vernachlässigt wurden die kleinen Buchstaben hinter den Zahlen. Bei 1080i entlarvt das i das Bildformat als interlaced. Das bedeutet: Das Bildsignal besteht aus 25 Vollbildern pro Sekunde, die sich aber aus 50 Halbbildern zusammensetzen. Das Bildsignal muss also vom Empfangsgerät umgerechnet werden und kann bei schnellen Bildern zu Bewegungsartefakten, also unschönerem Bild führen. Dagegen werden beim HDTV-Standard 720p gleich von Haus aus 50 Vollbilder pro Sekunde gesendet. Das Umrechnen, im Fachjargon De-Interlacing genannt, entfällt.

Und damit herzlich willkommen im fast religiös geführten Streit um das bessere HDTV-Übertragungssignal. Zweifelsohne hat 1080i eine deutlich höhere Bildauflösung. Doch bei schnellen Bildern hat 720p die Nase vorn: Hier ist zwar ein Standbild deutlich geringer aufgelöst, aber in Bewegung - etwa bei Sportübertragungen - sieht das Bild flüssiger aus. Dieser Vorteil überwiegt auch für ARD und ZDF, die ihren HDTV-Regelbetrieb in 720p ausstrahlen. Ausführlich argumentiert etwa das ZDF in einem eigenen Online-Special warum man sich für diesen Standard entschieden hat.

Und diese ausführliche Erklärung hat einen guten Grund: Nicht nur die privaten deutschen Fernsehsender wie RTL, Sat.1, ProSieben und Co. und die PayTV-Programme von Sky werden nämlich im anderen Bildformat 1080i gesendet. Auch der Rest der Welt hat sich mehrheitlich für 1080i entschieden. Warum also setzen ARD und ZDF einsam auf 720p? Die Erklärung findet man bei der EBU, der European Broadcasting Union. Dieser Verbund der öffentlich-rechtlichen Sender in Europa hat sich vor vielen Jahren einmal auf 720p festgelegt. Das interlaced-Verfahren wurde als weniger geeignet bewertet. Wenn, so die EBU-Haltung, müsse man in ferner Zukunft auf 1080p umsteigen.