uMagJournalisten haben ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis. Sie wollen schreiben und sie wollen damit informieren, unterhalten oder Meinungen prägen. Sie wollen gelesen werden, weil sie etwas mitzuteilen haben. Das sollte man zumindest meinen. Man sollte ein Mindestmaß an Leidenschaft und Vorstellung dessen, was man vermitteln will, voraussetzen dürfen. Beim "uMag" aus dem Hamburger Bunk Verlag jedoch schien man im vergangenen Herbst nicht mehr zu wissen, was man eigentlich macht.

Deswegen wurde für einen Radikal-Relaunch die Kreativagentur Jung von Matt/Elbe zur Hilfe geholt. Die Entscheidung basierte auf der von extern betrachtet absurden Denkweise, eine Werbeagentur sei besser dafür geeignet, die Seele eines Magazins zu definieren als die, die es dann regelmäßig mit Inhalt befüllen sollen. Zeilen- und Zeichenbeschränkungen, ja natürlich gibt es sie. Aber eine so extreme Interpretation der gefährlichen Devise "Inhalt folgt Form" ist waghalsig, für ein vermeintlich frei denkendes Magazin schon im Ansatz tödlich und, wie die jetzt erschienene Erstausgabe des neuen "uMag" zeigt, gedruckt letztlich ein Desaster in mausgrau.
 

 
Für stolze 3,30 Euro erhält der Käufer ab Donnerstaga am Kiosk 84 Seiten mit im Detail zum Beispiel interessanten Interviews und hier und da kurzweiligen Texten. Nur die bleiben nach der Lektüre leider nicht im Kopf. Stattdessen kommt man - erst recht angesichts der geballten Fachkompetenz, die sich dieses Relaunchs angenommen hat - nicht aus dem Kopfschütteln heraus. Eine Kostprobe? Nun, wo soll man anfangen. Naheliegend wäre das Cover: Kunstvoll, vermutlich zu kunstvoll gestaltet, da ohne jeden Wiedererkennungswert am Kiosk - insbesondere nicht für bisherige "uMag"-Leser, die lange suchen werden müssen.

Die werden übrigens konsequenterweise überhaupt nicht über den radikalen Umbau  ihres Magazins informiert. Auf Seite 3 gibt es zwar einen Foto-Teppich mit allen Mitarbeitern unter der Überschrift "Wir haben das uMag neu gemacht". Doch weder im Umfeld dieser Ego-Pflege noch beim philosophisch kurzen Editorial von Chefredakteurin Jutta Rossellit wird dem Leser bzw. Käufer erklärt, was er hier in den Händen hält, warum alles auf den Kopf gestellt wurde und was man sich eigentlich dabei gedacht hat. Nun, vielleicht hat man sich ja auch einfach nichts...

Zur Erinnerung: Das "uMag" war ein großartiges Lifestyle- und Kulturmagazin. Im Gegensatz zu manchem inzwischen ebenfalls mutierten Konkurrenzmagazin zeichnete sich der Titel aus dem Bunk Verlag durch den Mut zum Mainstream aus. Prominente Interviews und die Popkultur-Themen des Monats. Das alles redaktionell ordentlich und gut, weil unaufgeregt verpackt. Vor genau vier Jahren hat DWDL.de "uMag" hoch gelobt. Jetzt jedoch dieser Relaunch. So als wolle man für sein Geld möglichst viel auf den Kopf stellen, hat Jung von Matt/Elbe gleich alles geändert. Aber wie.