In einem großen Interview mit dem "Zeit Magazin" sprach Johannes B. Kerner nun über seinen aus Quotensicht nicht allzu glücklich verlaufenen Start bei Sat.1. Kerner räumte dabei ein, dass das Vorhaben sich schwieriger gestaltet als gedacht. "Wir müssen die Zuschauer, die wir bei Sat.1 antreffen, breit umarmen. Breiter, als wir das bisher getan haben. Das ist ein ganz mühsamer Prozess. Ich gebe zu: Ganz so mühsam habe ich es mir nicht vorgestellt."
Inhaltlich zeigt sich Kerner durchaus selbstkritisch: "Ich weiß auch, dass die ersten Sendungen nicht optimal waren, dass der Studioanteil zu gering war zum Beispiel." Bei der ZDF-Sendung habe man nur auf den Knopf drücken müssen, dann habe es funktioniert. "Jetzt müssen wir uns alle neu programmieren. Dabei sind Programmierfehler passiert, es hat vielleicht sogar einen kurzen Systemausfall gegeben. Aber jetzt lernen wir gerade, wie man die Tastatur bedient". Man werde aber auch künftig bestimmte Themen nur um der Quote Willen nicht machen. "Titten zeigen - Quote steigt: Mach ich nicht", verspricht Kerner.
Über seinen alten Arbeitgeber verliert Kerner unterdessen zwiespältige Worte. Zwar sei das Verhältnis lange großartig, letztlich jedoch "verbraucht" gewesen. Schon vor dem Angebot von Sat.1 habe er daher entschieden, beim ZDF aufzuhören. Die Verhandlungen mit dem ZDF seien "hölzern" und "uneben" geworden. "Es gipfelte darin, dass eine Handschlagvereinbarung schriftlich auf einmal ganz anders aussah". Er habe erkannt, dass die Gespräche "gemächlich auf eine Wand" zuführten, weshalb er dann entschieden habe, getrennte Wege zu gehen.
Den Eindruck, dass er beim ZDF nicht mehr für Kritik zugänglich war, weist Kerner nur mit Einschränkungen zurück. "Das Verhältnis war irgendwann sehr verkrustet." Dann entstehe schnell eine Situation, die womöglich so wirke, als lasse er sich nichts mehr sagen. Kerner: "Ich würde hinzufügen: Zumindest nicht von jedem. Wer mich einmal veräppelt hat, der wird gestrichen."
Ans Aufgeben oder gar komplette Aufhören denkt Kerner auch angesichts des schwierigen Starts bei Sat.1 nicht. "Ich verliere einfach nicht gerne. Ich finde schon ein unentschieden ekelig." Derzeit liege er noch mit einem Tor hinten, sei aber erst in der dritten Minute des Spiels. Kerner räumt aber auch ein: "Ich würde mich auch auswechseln lassen, wenn ich nicht mehr kann."
von 


