Peter Frey wird ZDF-ChefredakteurWer ist der schnellste im ganzen Land? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion bei den 43. Mainzer Tagen der Fernsehkritik - und sie wurde angesichts der immer größer werden Informationsflut im Internet überaus eifrig diskutiert. Gesprochen wurde aber auch über den Stellenwert der Nachrichten-Portale im Netz, die sich steigender Beliebtheit erfreuen.

Als Paradebeispiel musste selbstverständlich "Spiegel Online" herhalten. Davon, dass das Online-Angebot des Hamburger Nachrichtenmagazins auch zum Impulsgeber für die abendlichen Nachrichten geworden ist, ist Peter Frey, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios und ab April neuer Chefredakteur des Mainzer Senders, fest überzeugt. Entsprechend fänden Themen, die "Spiegel Online" während eines Tages setze, immer häufiger auch den Weg in die "heute"-Sendung. Gleichzeitig plädierte Frey aber auch für "originelle Gedanken" und eigenständige Analysen.



Dennoch: "Spiegel Online" sei zu einem "Referenzmedium" geworden, sagte Frey und rechnet den Nachrichten-Websites eine wachsende Bedeutung zu - so viel Bedeutung, dass sie den klassischen Nachrichtenagenturen seiner Meinung nach zunehmend den Rang ablaufen. So habe sich "Spiegel Online" zu einer "Nachrichtenagentur für jedermann" gewandelt, so Frey in Richtung des neuen dpa-Chefs Wolfgang Büchner.

Wolfgang BüchnerBüchner, in der Vergangenheit selbst für "Spiegel Online" tätig, will sich der veränderten Situation anpassen und hat bereits in Form einer derzeit in der Testphase befindlichen Nachrichten-Website reagiert, die jedoch nur den Kunden der dpa zur Verfügung stehen soll. "Die Seite dient der Filterung und Relevanzgewichtung", erklärte er. Einem eigenen, frei zugänglichen dpa-Portal, wie es etwa Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur "sueddeutsche.de", anregte, erteilte Büchner jedoch eine Absage. "Wir sind Großhändler und keine Einzelhändler", sagte der dpa-Chef bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik. Im Hinblick auf die Zukunft sagte Büchner: "Wir sind zwar noch nicht perfekt vorbereitet, aber wir bereiten uns vor." Künftig sollen Themen anders angesprochen werden als bisher, um bessere Grundlagen für die verschiedenen Interessen der dpa-Kunden liefern zu können.

Denn ein Problem bleibt - und das dürfte jedem auffallen, der häufig auf bekannten Nachrichten-Portalen unterwegs ist: Nicht selten gleicht eine Seite der anderen, weil stets mit identischen dpa-Meldungen eröffnet wird. "Die Gefahr ist groß, dass am Ende alle das gleiche machen", so Peter Frey. "Wo bleibt die Vielfalt?", fragte schließlich "sueddeutsche.de"-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs in die Runde. "Die eigentliche Souveränität besteht darin, eine andere Meldung zu nehmen als andere."