PhoenixAlle paar Wochen kritisiert Bundestagspräsident Norbert Lammert lautstark, dass die Arbeit Bundestags im Fernsehen zu wenig Beachtung findet und insbesondere ARD und ZDF zu selten live berichten. Nun möchten zwar nicht ARD und ZDF, aber doch immerhin Phoenix die mit Spannung erwartete Befragung von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vor dem Untersuchungsausschuss  zur Kunduz-Affäre am 22. April live zeigen - darf aber nicht.

Bei Phoenix stößt das auf Unverständnis: "Die Ablehnung verwundert, zumal der Verteidigungsminister selbst laut Medienangaben zu einer Live-Übertragung bereit war und gerade der Bundestag mehr öffentliche Beachtung seiner Arbeit und insbesondere mehr Übertragungszeit im Fernsehen gefordert hatte", so die beiden Phoenix-Programmgeschäftsführer Michael Hirz und Christoph Minhoff. "Mit der Verweigerung der Übertragung wird der Öffentlichkeit ein wichtiger und vor allem spannender Teil der parlamentarischen Arbeit bewusst vorenthalten. Dies steht im deutlichen Widerspruch zu der von Bundestagspräsident Norbert Lammert in jüngster Zeit wiederholt geforderten stärkeren öffentlichen Beachtung der Parlamentsarbeit und konterkariert den Anspruch des Parlaments nach breiterer Wahrnehmung."

Fast genau fünf Jahre zuvor, am 25. April 2005, hatte sich der damalige Untersuchungsausschuss zur Visa-Affäre offener gezeigt und einer Live-Übertragung der Befragung des damaligen Außenministers Joschka Fischer zugestimmt. Über zwölf Stunden lang hatte Phoenix damals live übertragen und war auf riesiges Interesse gestoßen. Der Marktanteil stieg zwischenzeitlich auf bis zu 10 Prozent, rund sechs Millionen Zuschauer verfolgten - zumindest kurzzeitig - die Sitzung. Bei Phoenix hofft man noch auf eine Meinungsänderung im Ausschuss. "Die Option einer Live-Übertragung besteht für uns auch weiterhin. Wenn der Bundestag die Öffentlichkeit doch noch an diesem wirklich spannenden Teil seiner Arbeit teilhaben lassen möchte, wird Phoenix auf jeden Fall dabei sein", erklärten die Programmgeschäftsführer. 

Ernst-Reinhardt Beck, der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, verteidigte Unterdessen den Ausschluss des Fernsehens. Man wolle ein "Spektakel Guttenberg" vermeiden, so Beck im Phoenix-Interview. "Eine Diskussion, die sich auf Guttenberg bezieht, und allein auf Guttenberg, ist nach unserer Auffassung nicht ausreichend begründet." Der Ausschuss werde bei Minister-Befragungen zwar weiter öffentlich tagen, aber nicht fernseh-öffentlich. "Es ist eine andere Qualität der Öffentlichkeit, ob ich Journalisten da habe und interessierte Bürger, oder ob ich eine laufende Kamera habe", so Beck.