Sebastian Dehnhardt"Das Weltreich der Deutschen" ist ein gewaltiges Thema. Broadview TV eine vergleichsweise kleinere, unabhängige Produktionsfirma. Wie groß war die Herausforderung?

Für uns war es die bislang aufwändigste Produktion. Das lag schlicht daran, dass es drei Teile waren und wir in drei verschiedenen Kontinenten eine über 100 Jahre zurückliegende Epoche wieder auferstehen lassen wollten. Aufgrund des hohen Spielanteils mussten wir vor Ort jeweils eigene Produktionsstäbe aufbauen, was in Tansania, Namibia, auf Papua-Neuguinea und auf Samoa zwar schöner aussieht, aber auch wesentlich komplizierter ist, als in Köln-Ossendorf. Dann mussten wir dort auch eine entsprechende Besetzung finden. Am Endprodukt sieht man, dass es keine ganz billige Produktion war.

Wie lange haben Sie an dem Dreiteiler gearbeitet?


Wir haben gemeinsam mit der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte insgesamt anderthalb Jahre an dem Projekt gearbeitet, angefangen mit der Recherche, der Gliederung des Stoffs, dem Erstellen der Drehbücher, der Drehvorbereitung, und so weiter und so weiter. Allein die ganzen historischen Kostüme und Gerätschaften an die Originalschauplätze zu bringen, bedurfte einer enormen Vorbereitung.
 

 
Eine im Vergleich zu heute populären Genres im deutschen Fernsehen kostspielige Produktion über einen so langen Zeitraum: Könnten das Privatsender überhaupt stemmen?

Die Dokumentation ist ein Kind des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. In der allgemeinen Quotenjagd setzen die Privaten dann eher auf Langläufer und Unterhaltung. Aber auch die aufwändigen Dokus der Öffentlich-Rechtlichen müssen sich in der Primetime erstmal gegen die teilweise sehr gut gemachte Unterhaltung durchsetzen. Die Öffentlich-Rechtlichen stehen zum Glück zu ihrem Auftrag und lassen sich den Schneid nicht abkaufen. Wenn die Privaten auf Dokus setzen, dann meistens auf Lizenzware aus dem Ausland; das ehrlich gesagt finden wir etwas mutlos. Anspruchsvolles Fernsehen aus Deutschland heißt nicht, dass es nicht massentauglich ist. Quotenerfolge in der Vergangenheit zeigen ja durchaus, dass man auch mit anspruchsvollen Dokumentarischen Stoffen Erfolg haben kann.

Sind Dokumentationen über die deutsche Geschichte einfacher oder schwieriger als der Rest? Zumindest stehen sie schärfer unter Beobachtung...

Natürlich gibt's unter Wissenschaftlern unterschiedliche Meinungen. Wir versuchen immer, die beste Fachberatung zu bekommen und sozusagen eine Schneise in der Mitte zu finden, die wir dann erzählen. Aber wir machen uns das Leben nicht schwer, im Gegenteil. Ich finde, dass gerade in der schwierigen deutschen Geschichte viele interessante Geschichten stecken. Es geht hier um Menschen in Ausnahme-Situationen und da wird es auch von der emotionalen Tiefe interessanter als bei anderen Themen. Aber natürlich ist deutsche Geschichte die Königsdisziplin, weil man keine Fehler machen darf. Ich hatte vor dem Dreiteiler über deutsche Kolonien aber keine Angst oder Sorgen. Im Gegenteil: uns hat es sehr gereizt, so ein Thema aufzugreifen.