ZDF an neuem Tiefpunkt, Hoffnung für Sat.1

Kein "Wetten, dass..?", kein Wintersport, kein Fußball - das Fehlen großer Publikumsmagneten machte sich beim ZDF im April schmerzhaft bemerkbar. Weil gleichzeitig Prestige-Projekte wie etwa die Doris Dörrie-Serie "Klimawechsel" oder auch das Dokudrama "Dutschke" beim Publikum mit miserablen Quoten durchfielen, sackten die Mainzer im April auf einen historischen Tiefstwert ab.

So ging es nach dem deutlichen Rückgang im März im April noch weitere 1,2 Prozentpunkte auf einen Marktanteil von nur noch 11,3 Prozent beim Gesamtpublikum hinab. Der bisherige Negativ-Rekord aus dem Mai 2008 wurde damit noch einmal deutlich um 0,3 Prozentpunkte unterboten. In der derzeitigen Form muss das ZDF schon langsam um den dritten Platz fürchten: Nicht nur dass RTL und Das Erste im April deutlich vor dem ZDF lagen, Sat.1 kam auf einen gerade mal um 0,3 Prozentpunkte geringeren Marktanteil.

Besonders desolat ist der Zustand des ZDF dabei wie gewohnt bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern, wo im April mit einem Marktanteil von nur noch 5,3 Prozent ebenfalls ein historisches Tief erreicht wurde. Im Vergleich zum ebenfalls schon schwachen März bedeutete das noch einmal einen Rückgang um 0,8 Prozentpunkte. Das ZDF fand sich hier somit auf dem letzten Platz der acht großen Vollprogramme wieder. Auch Das Erste bekleckerte sich allerdings nicht mit Ruhm und verlor 0,6 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent Marktanteil - den schwächsten Wert seit Juli 2009.

RTL vergrößert seinen Vorsprung noch

Doch nicht nur bei den Jüngeren, auch beim Gesamtpublikum haben ARD und ZDF die Marktführung derzeit sehr deutlich an RTL verloren. Die Kölner präsentieren sich weiterhin - zumindest oberflächlich betrachtet - in bestechender Form und erzielten mit einem Marktanteil von 14,0 Prozent beim Gesamtpublikum den besten Monats-Wert seit September 2005. Im Vergleich zum März ging es noch einmal 0,3 Prozentpunkte nach oben. Auch in der werberelevanten Zielgruppe scheint RTL nicht zu stoppen zu sein, der Marktanteil zog im Vergleich zum März noch einmal um 0,3 Prozentpunkte auf 18,8 Prozent an - das war noch einmal geringfügig mehr als im November und somit der beste Wert seit Januar 2004.

Beeindruckend ist auch der Vergleich mit dem vergangenen Jahr: Im April 2009 erreichte RTL noch 1,6 Prozentpunkte weniger als in diesem Jahr. Und doch ist der unglaubliche Aufschwung mit ein bisschen Vorsicht zu genießen, denn er resultiert vor allem aus dem gigantischen Aufschwung am Nachmittag, wo RTL mit "Betrugsfälle" im April sogar noch einen weiteren Hit aufgetan hat. In der Primetime gibt es hingegen immer noch Baustellen, insbesondere am einst so starken Coaching-Mittwoch. Auch "CSI" kann am Donnerstag nicht mehr richtig überzeugen. "House" und "Monk" liegen trotz Erholung ebenfalls deutlich unter den Höchstwerten der letzten Jahre. Zufrieden zurücklehnen sollte sich RTL trotz des Höhenflugs also nicht.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

Sat.1 trumpft auf - nicht nur dank Fußball

Der größte Gewinner im Vergleich zum Vormonat war im April Sat.1. So konnte der Sender seinen Marktanteil um satte 0,9 Prozentpunkte auf 11,7 Prozent in der Zielgruppe ausbauen. Auch im Vorjahresvergleich lag der Anstieg bei satten 0,8 Prozentpunkten. Damit war der April der beste Monat seit genau zwei Jahren. Beim Gesamtpublikum stieg der Marktanteil ebenfalls deutlich auf 11,0 Prozent an. Zu verdanken ist dieser deutliche Aufschwung vor allem dem FC Bayern München. Die Champions League-Partien trieben die Zuschauerzahl mehrfach über die 10-Millionen-Marke. Auch die Europa League-Übertragungen liefen deutlich besser als in den Monaten zuvor.

Doch nur die Fußball-Übertragungen als Grund für den Aufschwung zu nennen, würde dem Sender nicht gerecht. Mit "Danni Lowinski" gelang es Sat.1 endlich wieder einmal, eine erfolgreiche eigenproduzierte Serie in der Primetime zu etablieren, "Der letzte Bulle" schlug sich ebenfalls gut. Mit "Keinohrhasen" lief zudem der in der Zielgruppe erfolgreichste Film des Monats im April ebenfalls nicht bei RTL oder ProSieben, sondern bei Sat.1 und auf dem problematischen Sendeplatz am späten Sonntagabend scheint sich mit "Ermittlungsakte" ebenfalls endlich ein Aufschwung abzuzeichnen. Ob das reicht, um auch ohne die starke Fußball-Unterstützung endlich wieder dauerhaft die 11-Prozent-Marke hinter sich lassen zu können, muss sich erst noch zeigen, nach dreieinhalb krisenhaften Jahren gibt es aber zumindest ein paar hoffnungsvolle Zeichen.  

ProSieben legt zu, kabel eins fällt unter 6 Prozent

Zufrieden sein kann auch der Schwestersender ProSieben, der mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent in der Zielgruppe immerhin den besten Wert des laufenden Jahres erreichte. Erfreulich auch: Im Vergleich zum April 2009 legte ProSieben einen halben Prozentpunkt zu. Schwachpunkt ist hier vor allem die Daytime, während es in der Primetime eine komfortable Situation gibt: Es gibt keinen einzigen Abend mit größeren strukturellen Problemen.

In der zweiten Reihe enttäuschte im April vor allen Dingen kabel eins, das mit "Deutschlands beste Partyband" einen weiteren Megaflop mit einer Eigenproduktion landete - und das auch noch auf dem wichtigen Sendeplatz am Sonntagabend. Kummer bereiten zudem die Serien am Donnerstag. Die Folge: Im April fiel kabel eins zum ersten Mal seit einem Jahr wieder unter die 6-Prozent-Marke und musste sich mit 5,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zufrieden geben.

RTL II profitiert weiterhin von den starken "Big Brother"-Quoten und konnte im April den starken März-Wert von 6,4 Prozent in der Zielgruppe halten. Kleiner Wermutstrofen nur: Vor einem Jahr waren sogar noch 0,3 Prozentpunkte mehr drin. Vox jubelt unterdessen über den besten April-Marktanteil seit Senderbestehen - was allerdings nichts an der Tatsache ändert, dass der Sender im Vergleich zum März einen halben Prozentpunkt abgeben musste.

Die 5 meistgesehenen Sendungen des Monats bei den 14- bis 49-Jährigen:

Quelle: eigene DWDL.de-Recherche