LfM-Direktor Norbert SchneiderDen Medienwächtern missfällt das Angebot an Informationsprogrammen bei den privaten Fernsehanbietern. Das ist nichts Neues. Nun hat die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) einen Programmbericht vorgelegt. Aus dem geht hervor, wie groß das Info-Angebot bei den Vollprogrammen der Mediengruppe RTL Deutschland und der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH tatsächlich ist. Im nächsten Schritt soll gemeinsam mit den Sendern ein Anreizsystem entwickelt werden, das mehr politische Nachrichten auch für private Vollprogramme attraktiv macht.

Während ProSiebenSat.1 bereits seit längerer Zeit mit seiner Politik in Sachen Info-Programme für Unmut sorgt, kommt RTL im Programmbericht verhältnismäßig besser weg. Seit dem Jahr 2007 liegt das Nachrichtenvolumen der Hauptsenders RTL demzufolge konstant bei 60 Minuten pro Tag. Bei Sat.1 hingegen ist es mittlerweile nur noch eine halbe Stunde täglich.
 

 
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Vergleich aller Vollprogramme der Sendergruppen. Während RTL mit Vox und der Beteiligung RTL II auf 105 Minuten täglicher Nachrichten kommt, zeigen Sat.1, ProSieben und Kabel eins täglich weniger als eine Stunde Newsprogramme. Auch wenn die Unterschiede gravierend sind, so gibt es für die Medienwächter eine große Gemeinsamkeit: "In der Regel wird in diesen Programmen weniger als ein Drittel der verfügbaren Nachrichtenzeit für die politische Berichterstattung verwendet", so Hans-Jürgen Weiß, der den Programmbericht mit der Göfak Medienforschung erstellt hat.
 
Während bei RTL auch in anderen Magazinen politische Beiträge im gleichen Umfang wie in den Nachrichten zu finden sind, macht man bei den ProSiebenSat.1-Magazinen um Politisches einen Bogen. Allerdings ist bei RTL auch der Anteil an Boulevardthemen am höchsten.

Für die Zukunft wollen die Landesmedienanstalten die Anforderungen an die politische Berichterstattung in den privaten Vollprogrammen nach deren Reichweite staffeln. Der Grund: "Da die Qualität von Nachrichten- und Informationsangeboten mi ihrer nichtmöglichen Refinanzierbarkeit auf den jeweiligen Sendeplätzen zusammenhängt, die sich mit zunehmender Reichweite des Programms verbessert, kann man von Fernsehvollprogrammen mit großer Reichweite grundsätzlich mehr verlangen als von solchen mit geringer Reichweite", so Norbert Schneider (Bild), scheidender Programmbeauftragter der Landesmedienanstalten. Ein Gutachten über eventuelle Anreizsysteme solle gegebenenfalls gemeinsam mit den Sendergruppen in Auftrag gegeben werden.