Der Baustellen-Report: Wo die Sender handeln müssen

Sat.1-Baustelle 1: Das Vorabend-Desaster

Wie stark der Erfolg eines Senders von einem starken Vorabend abhängt, weiß man bei Sat.1 noch selbst allzu gut: Während Lisa Plenske in "Verliebt in Berlin" herausragende Quoten erreichte, konnte sich der Sender viele Experimente leisten, Fehlschläge schlugen sich dank des soliden Fundaments in der Daytime und am Vorabend nur wenig in der Gesamtbilanz nieder. Doch inzwischen laufen nicht nur die Gerichtsshows und Crime-Dokus wegen der starken Konkurrenz durch RTL schwächer: Der Vorabend hat sich zu einem veritablen Desaster entwickelt.

Zwischen 18 und 20:15 Uhr holt nur "Anna und die Liebe" ordentliche Quoten - und auch die waren schonmal besser. "Eine wie keine", "Das Sat.1-Magazin" und "K11" laufen miserabel, die "Sat.1 Nachrichten" bleben gegen die "Tagesschau" bei Jung und Alt chancenlos. Doch es kündigen sich schon Veränderungen an: "Eine wie keine" läuft im Herbst aus, "K 11" genoss schon einmal nur eine Galgenfrist läuft wohl nur mangels Alternativen noch auf einem so prominenten Sendeplatz. Im Herbst könnte eine komplette Neuordnung des Vorabends anstehen - sie wäre zumindest dringend nötig.

Auch am Wochenende macht der Vorabend Probleme. Die Überarbeitung von "Nur die Liebe zählt" brachte kaum Besserung, das Format kommt nicht mehr übers Mittelmaß hinaus - und bleibt damit trotzdem noch die verlässichste Sendung am Sonntag-Vorabend. Alles andere wie "Der Wendler-Clan", "Nachhilfe in Sachen Glück" oder "Gräfin gesucht" lief dort noch schlechter. Auch sonst kann Sat.1 am Wochenende nachmittags kaum punkten - allerdings kocht der Sender dort ohnehin nur auf absoluter Sparflamme: Wiederholungen und nichts als Wiederholungen bestimmen das Bild. Das sorgt häufig für geringe Quoten, verursacht aber auch kaum Kosten. Kaum anzunehmen, dass Sat.1 an dieser Situation auf absehbare Zeit etwas ändern will. 

RTL-Baustelle 1: Die nötige Serien-Frischzellenkur

Noch immer nennt RTL die erfolgreichsten US-Serien des deutschen Fernsehens sein Eigen - und doch kündigen sich Probleme an, unter anderem, weil die Amerikaner RTL einen Strich durch die Rechnung machen. Das jüngst beschlossene Aus für "Law & Order" lässt sich dabei zwar wohl noch Jahre mit Wiederholungen überbrücken - die deutsche Kopie "Im Namen des Gesetzes" macht es am Donnerstag seit langem vor - doch für "Monk", von dem RTL nur noch wenige neue Folgen zur Verfügung stehen, müsste schnell Ersatz her. Einen solchen zu finden sei eine der wichtigsten Aufgaben, sagte RTL-Chefin Schäferkordt - allerdings bereits im Sommer letzten Jahres. Noch ist davon nichts zu sehen. Den Glauben an "Psych", das "Monk" schon einmal vertreten durfte, hat RTL wohl verloren, von der Serie ist jedenfalls schon länger nichts mehr zu sehen.

Ein Problem hat RTL auch am Donnerstag - und es heißt "CSI". Die Serie, die Vorbild für so viele Nachahmer war, dümpelte in den letzten Wochen unter dem RTL-Schnitt vor sich hin. RTL experimentierte zuletzt damit, "Bones" stattdessen vorzuziehen - die Ergebnisse waren allerdings auch eher verhalten. Eine Hoffnung bleibt: "CSI" durchlebte vor rund zwei Jahren schon einmal eine ähnliche Schwächephase und konnte sich daraus wieder befreien. Ein Plan B wäre trotzdem nicht die schlechteste Idee.

kabel eins-Baustelle 1: Das Adoptiv-Problem

Die zahlreichen von den großen Schwestern Sat.1 und kabel eins adoptierten Serien wie "24", "Lost", "Numb3rs", "The Unit" oder "Jericho" am Donnerstagabend versagten mit schwachen bis teils katastrophalen Quoten. Das Kalkül von ProSiebenSat.1, dass die Serien zumindest genug Fans haben müssten, um auf einem kleineren Sender zu funktionieren, wenn sie schon bei den Großen gefloppt sind, ging offensichtlich nicht auf.

Und mehr noch: Auch der Versuch, der Film- und Show-Konkurrenz am Samstagabend mit einem verlässlichen Serienprogramm etwas entgegenzusetzen, war nicht von Erfolg gekrönt. Nach einem noch recht verheißungsvollen Start im vergangenen Sommer floppte eine Serie nach der anderen, darunter auch noch ganz neue Serien wie "Castle", die in den USA durchaus erfolgreich sind. Wenn bald Sat.1 am Samstag wie angekündigt auch noch seinen Samstag mit US-Serien bespielen will, macht es für kabel eins kaum noch Sinn, an dieser Programmierung festzuhalten.

Vox-Baustelle: Die Schockstarre am Nachmittag

Auch Vox-Chef Frank Hoffmann ist in der Primetime in der komfortablen Situation, eigentlich kaum Probleme zu haben. Mehr Sorgenfalten bereitet aber auch hier der Nachmittag. Der bittere Totalausfall von "Frauenzimmer" und "Promi-Kochduell" aus dem Herbst sitzt noch in den Knochen und die ersatzweise nun wieder den ganzen Tag über bis 17 Uhr laufenden US-Serien tun sich auch schwer. Insbesondere "One Tree Hill" um 16 Uhr macht massive Probleme. Auch die "Gilmore Girls" lassen sich aber offensichtlich nicht beliebig oft wiederholen. Zudem schwächelt auch "Menschen, Tiere und Doktoren" um 17 Uhr. Erst ab 18 Uhr ziehen die Quoten dann wieder an. Guter Rat am Nachmittag ist hingegen teuer, nachdem in den letzten Jahren weder US-Serien, noch Dokusoaps noch ein Talk funktioniert haben.

Noch mehr Baustellen auf den nächsten beiden Seiten: Nachschub-Problem, Serienhit-Suche, Trümmerfeld am Nachmittag, hausgemachte Fehlschläge, Doku-Delle, Neueinkaufs-Dilemma und Pilawa-Chance