FIFA Fussballweltmeisterschaft 2010An seltsamen Entscheidungen mangelte es beim ZDF in den letzten Wochen nicht. Da wurde eine Doku-Reihe wenige Stunden vor der Ausstrahlung von 20:15 Uhr auf nach Mitternacht verschoben, da musste "KDD" zwei Folgen vor dem Serien-Finale plötzlich seinen Sendeplatz für Krimi-Wiederholungen räumen und fand sich erst am späten Abend wieder. In dieses Bild passt auch der Umgang mit dem WM-Eröffnungskonzert.

Statt dieses wie zunächst eigentlich angekündigt zur besten Sendezeit live zu übertragen, machte das ZDF womöglich aus Angst vor zu geringen Quoten wenige Tage vorher einen Rückzieher, reichte die Übertragung an ZDFneo weiter und beschränkte sich lediglich auf einen Zusammenschnitt am späteren Abend. Stattdessen griff man wieder zur Junge-Zuschauer-Vermeidungstaktik und schickte um 20:15 Uhr eine uralte Rosamunde Pilcher-Schnulze aus dem Jahr 1994 auf den Bildschirm.

Der Blick auf die Quoten lässt diese Entscheidung nun noch fraglicher erscheinen als ohnehin schon: Zwar holte der Pilcher-Schmonz durchaus akzeptable 12,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, der Konzert-Zusammenschnitt am späteren Abend war mit einem Marktanteil von 13,2 Prozent aber sogar beim Gesamtpublikum erfolgreicher. Die absolute Zuschauerzahl lag mit 2,11 Millionen natürlich niedriger als beim Pilcher-Film, den 3,49 Millionen Zuschauer verfolgten - doch um 20:15 Uhr hätte auch die Konzert-Übertragung mehr Zuschauer erreicht, die sich nun schlicht auf die diversen Internet-Streams oder ZDFneo auswichen oder einfach gar nicht einschalteten.

Bei den 14- bis 49-Jährigen lag die Reichweite des Konzerts im ZDF sogar absolut höher als zur besten Sendezeit beim Pilcher-Film "Karussell des Lebens": 580.000 14- bis 49-Jährige sahen "Südafrika begrüßt die Fußballwelt", nur 450.000 die Schnulze. Wäre es dem ZDF ernst damit, den von ZDF-Intendant Schächter so oft zitierten "Generationenabriss" zu verhindern, dann sind solche Programm-Entscheidungen nicht nur unglücklich, sondern kontraproduktiv.

Immerhin verhalf die ängstliche ZDF-Entscheidung dem Ableger ZDFneo zu recht ansehnlichen Werten. Immerhin 120.000 Zuschaur verfolgten das Konzert bei dem Digital-Kanal. Das entsprach beim Gesamtpublikum einem Marktanteil von 0,5 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar 0,6 Prozent erreicht - deutlich mehr als der Sender sonst im Schnitt holt.