Schon die offiziellen von der GfK gemessenen Zuschauerzahlen stiegen bei dieser Fußball-WM wieder in schwindelerregende Höhen. Die Partie gegen Ghana sahen nach den offiziellen Zahlen über 29 Millionen Zuschauer im Ersten, gegen Australien waren rund 28 Millionen im ZDF dabei. Doch die tatsächlichen Zahlen liegen noch deutlich höher: Zwar erfasst die GfK mittlerweile auch eine Außer-Haus-Nutzung, allerdings nur, wenn sie im privaten Umfeld stattfindet. Das gemeinsame Fußballerlebnis bei Freunden zuhause ist also in den offiziellen GfK-Zahlen berücksichtigt. Doch wer das Spiel in einer Kneipe, am Arbeitsplatz oder auch auf Großleinwänden bei den Public Viewing-Veranstaltungen verfolgt, wird nicht erfasst.
Diesem vor allem bei solchen Großereignissen starken Manko versucht man mit Umfragen Herr zu werden. So ließ die ZDF Medienforschung in Zusammenarbeit mit dem Institut Mindline Media für alle bisherigen Spiele ermitteln, wie viele diese auswärts angesehen hatten. Schon vor kurzem hat DWDL.de vermeldet, dass das ersten Gruppen-Spiel der deutschen Mannschaft bereits rund 12 Millionen Zuschauer über 14 Jahren (die bis 13-Jährigen werden in der Befragung nicht erfasst) nicht in den eigenen vier Wänden verfolgt haben. Und im Lauf des Turniers stieg die Public Viewing-Begeisterung offensichtlich sogar noch an.
So fieberten beim letzten Vorrunden-Spiel gegen Ghana der Erhebung zufolge bereits 12,63 Millionen Zuschauer auswärts mit, beim Achtelfinale Deutschland - England wurde diese Zahl dann noch einmal deutlich übertroffen: 14,32 Millionen Zuschauer entschieden sich demnach am Sonntagnachmittag für das gemeinsame Fußball-Erlebnis und gegen den heimischen Fernseher. Dadurch erklärt sich auch teilweise, warum die offizielle Zuschauerzahl der GfK beim Spiel gegen England mit 25,57 Millionen deutlich niedriger ausfiel als bei den beiden Abend-Spielen in der Vorrunde.
Bei dem bereits um 13:30 Uhr ausgetragenen Spiel gegen Serbien lag die Public-Viewer-Zahl zwar etwas niedriger, aber ebenfalls auf einem außergewöhnlich hohen Niveau: 10,9 Millionen Zuschauer haben das Spiel der Umfrage zufolge auswärts verfolgt. Hier dürfte besonders auch die von der GfK ebenfalls nicht erfasste Nutzung am Arbeitsplatz eine große Rolle gespielt haben.
Bei den Spielen ohne deutsche Beteiligung ist die Zahl der "Rudelgucker" natürlich um ein Vielfaches geringer. Im Lauf der ersten Wochen ging deren Zahl sogar deutlich zurück. Hatten sich an den ersten Tagen zu den Abendspielen ohne deutsche Beteiligung noch um die vier Millionen Zuschauer zum Auswärts-Schauen eingefunden, waren es in der Endphase der Vorrunde häufig weniger als zwei Millionen - ein gewisser Ermüdungseffekt angesichts des Fußball-Overkills in diesen Tagen lässt sich da wohl kaum leugnen. Erst mit dem Achtelfinale USA gegen Ghana stieg die Public Viewer-Zahl wieder auf über vier Millionen an.
Abschließend noch einige Hinweise zur Einordnung dieser Zahlen: Ein schlichtes Aufaddieren der Public Viewing-Zahlen auf die von der GfK gemessenene Reichweiten ist aus mehreren Gründen nicht möglich. Zum Einen ist ein gewichtiger Teil der "Public Viewer" bereits in den GfK-Daten enthalten, da in beiden Zahlen die Außer-Haus-Nutzung im privaten Umfeld erfasst wird. Dazu kommt, dass die von der GfK ausgewiesenen Zahlen durchschnittliche Reichweiten darstellen. Vereinfacht gesprochen: Wer nur die Hälfte des Spiels gesehen hat, wird bei der GfK auch nur halb, bei der Public Viewing-Erhebung aber ganz gezählt.