Sky LogoMan stelle sich vor, der deutsche PayTV-Marktführer Sky feiert seinen 1. Geburtstag unter neuer Marke und niemand bekommt es mit. Nun, so geschehen am gestrigen Sonntag. Oder haben Sie etwa daran gedacht? Vermutlich kaum. Nicht einmal das Geburtstagskind selbst verwies auf das Jubiläum. Es ist verständlich, gibt es doch auch nicht wirklich etwas zu feiern. Am 4. Juli 2009 wurde Premiere zu Sky. Es war eine umstrittene Umstellung, die aus heutiger Sicht viel gekostet, aber nichts gebracht hat.

Vor einem Jahr hat man geträumt - von der magischen Kraft der Marke Sky. Monatelang diskutierte die Branche darüber, ob man in Unterföhring tatsächlich das Risiko eingehen würde, eine so etablierte TV-Marke wie Premiere aufzugeben. Letztlich tat man es, weil man sich Strahlkraft erhoffte. Und in manchem Bereich, allein beim Design und Marketing, Synergien mit den ausländischen Sky-Angeboten genutzt werden konnten. Eine Image-Kampagne sollte die Marke mit Qualitätsversprechen aufladen. Doch die Marke Sky beeindruckte die Deutschen kaum. Weil sich vergleichsweise wenig veränderte, misslang der Versuch, Sky als neues Produkt zu präsentieren. Es war eben alter Wein in neuen Schläuchen.
 

 
Vor einem Jahr hat man geträumt - von der Faszination eines HDTV-Pakets. Der Ausbau des hochauflösenden TV-Angebots war die einzige wirkliche Innovation zum Start von Sky. Doch immer noch sind nicht alle Sky HD-Kanäle über alle Kabelnetzbetreiber zu empfangen. Doch auch wenn dem so wäre: So verlockend HDTV sein kann, so wenig reicht es, um zusätzliche Massen als Abonnenten für Sky zu gewinnen. Das gibt inzwischen sogar so mancher Sky-Manager hinter vorgehaltener Hand zu. Das HDTV-Paket ist derzeit Imagepflege, aber in jetziger Form kein treibender Motor, um große Sprünge bei den Abonnentenzahlen zu erreichen. Immerhin: Beim Umsatz pro Kunden kann HDTV etwas bewirken.

Vor einem Jahr hat man geträumt - von treudoofen Bestandskunden. In den ersten Monaten unter neuer Marke fuhr das PayTV-Unternehmen einen grotesken Kurs: Man kündigte aktiv zehntausende Bestandskunden - ohne ihnen ein Angebot zur Verlängerung zu unterbreiten. Sie sollten gezwungen werden, die neuen, teureren Sky-Konditionen zu akzeptieren. Erst als man bemerkte, wie absurd es ist, seine treuesten Kunden so zu vergraulen, wurden auch Bestandskunden wieder Rabatte eingeräumt. Diese Panne ist dem heutigen Sky-Chef Brian Sullivan übrigens höchst peinlich. Mehrfach betonte er zuletzt daher, dass man Bestandskunden besser pflegen und behandeln müsse.

Brian SullivanVor einem Jahr hat man geträumt - von dem einfachen Kopieren der ausländischen Sky-Konzepte für einen schnellen Erfolg in Deutschland. Angefangen von der Marke und dem Marketing bis hin zur Hochpreisigkeit und dem Ziel eines immer größeren Programmangebots kopierte Sky Deutschland die Erfolgsrezepte der Schwesterunternehmen in Italien und besonders Großbritannien. Doch das war ein Fehler. Dies hat inzwischen auch der seit April amtierende Sky-Chef Sullivan entdeckt. Vielfalt sei kein Verkaufskriterium in Deutschland. Und leise, ganz leise, träumt er von Eigenproduktionen. Exklusive Qualität statt Quantität - und das unter Berücksichtigung des besonderen Marktes in Deutschland.

Ja, vor einem Jahr hat man geträumt. Mit Brian Sullivan ist Sky vor wenigen Monaten endlich aufgewacht. Man hat verschlafen. Umso eiliger hat es Sullivan jetzt. Sky Multiroom, der Sky+-Decoder oder Sky auf dem iPad waren drei technische Innovationen, vorgestellt binnen kürzester Zeit. Mit Spannung darf man jetzt abwarten, welche Content-Deals in den kommenden Monaten Schlagzeilen machen und ob nicht doch ein neues Paket- und Preisschema zum Herbst eingeführt wird. Mit Brian Sullivan führt immerhin jemand die Geschäfte, der genügend Bodenhaftung besitzt, um sich nicht wie Vorgänger Mark Williams in einer Traumwelt zu verlieren.