Schlag den Raab© ProSieben/Willi Weber
Vier Millionen Zuschauer, so viele wie nie, sahen am Samstagabend, wie Lehrer Thorsten nach mehr als fünf Stunden als Sieger aus dem Duell mit Stefan Raab hervorging und eine Million Euro sein Eigen nennen durfte. Vier Millionen Zuschauer - im Schnitt, wohl gemerkt. Und wohl die wenigsten von ihnen dürften sich nicht gut unterhalten gefühlt haben.

Herzlich willkommen in der Welt von "Schlag den Raab", der wahrscheinlich längsten Spielshow der Welt, die aber trotz ihrer fast schon unfassbaren Länge zu kaum einem Moment an Spannung einbüßt. Und dennoch gibt es Kritik: Die Sendung verplempere zu viel Zeit, war am Sonntag bei "Welt Online" zu lesen. Mit fünf Argumenten versuchte Autorin Anette Kiefer ihre These zu stützen, unterschätzte dabei aber sowohl das Prinzip der Show als auch die Bedeutung von "Schlag den Raab" für ProSieben.

1. Je länger desto besser

"Konzentrierte Hochspannung ist anders", schreibt Kiefer und spielt auf die Länge der Sendung an, die am Samstag erst um 1:35 Uhr zu Ende war und damit so lange dauerte wie noch nie. Dabei lebt "Schlag den Raab" doch gerade von seiner Spannung, die erst durch die lange, fast schon Nerven zehrende Laufzeit entsteht. Die schwächsten Shows der vergangenen Jahre waren doch die, bei denen ein Sieger nach nicht mal vier Stunden feststand. Richtig aufregend wurde es dagegen, wenn scheinbar simple Spiele zu nachtschlafender Zeit über das große Geld entschieden. Dass 3-Millionen-Gewinner Nino vor einem Jahr ein Flummi-Spiel verlor und erst nach 1 Uhr im an Dramatik kaum zu überbietenden Billard-Spiel seinen Sieg klarmachen konnte, belegt: Je länger die Show dauert, desto besser wird sie.

 

Ohnehin dürfte die Länge nicht zuletzt Raabs Haussender nur allzu gelegen kommen: Erst durch die exorbitante Laufzeit ein jeder Show wird "Schlag den Raab" für ProSieben auch  aus ökonomischer Sicht so wertvoll, lassen sich ausreichend Werbespots schalten, um den ohne Zweifel betriebenen großen Aufwand auch finanzieren zu können. ProSieben ist daher viel daran gelegen, nicht schon nach drei Stunden einen Gewinner gefunden zu haben.

2. Die Kandidatenauswahl

Freilich: Man kann kritisieren, dass meist eine geschlagene dreiviertel Stunde vergeht, ehe der Gegner von Stefan Raab feststeht. Doch eben jene Auswahlrunde ist wichtig, um eine Identifikation zwischen Zuschauern und dem Kandidaten zu gewährleisten. Nur wenn man etwas über den Kandidaten weiß, ihn einschätzen kann - und vor allem: ihn selbst gewählt hat -, fiebern die Zuschauer über eine solch lange Zeitspanne mit. Eine Auswahlrunde in kleinem Kreis bei Raabs "TV total" wäre daher deplatziert  und würde einer Samstagabendshow dieser Größe inzwischen auch nicht mehr gerecht werden.