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Vertrauen ist eigentlich das wichtigste Kapital, mit dem eine Nachrichtenagentur wuchern müsste. Wenn eine Meldung über eine Nachrichtenagentur verbreitet wird, dann sollten sich die zahlenden Kunden eigentlich darauf verlassen können, dass sie geprüft und richtig ist. Genau dieses Vertrauen droht die zuletzt stark expandierende dapd, die sich als neuer Voll-Anbieter als Konkurrent zur dpa positioniert, derzeit aber zu verspielen.

Schlagzeilen machte dabei jüngst unter anderem der Fall "Würth". Die dapd hatte exklusiv gemeldet, dass die Würth-Gruppe ihren Konzernsitz in die Schweiz verlege und das als "Thema des Tages" an die Kunden verschickt. Wenig später brachte dann nicht zuerst die dapd, sondern der Konkurrent dpa das Dementi, erst später informierte auch die dapd ihre Kunden und zog die gesamte Berichterstattung zurück.

 

 

Nun ist es nicht so, dass nicht auch der dpa bereits ähnlich peinliche Pannen passiert wären - man denke nur an den Bluewater-Fall - doch die dapd steht als neuer Player derzeit unter verstärkter Beobachtung. Chefredakteur Cord Dreyer scheint das Problem aber erkannt zu haben. In einem internen Papier, aus dem Meedia zitierte, benannte er die Fehler, erinnerte an Regeln, die einzuhalten seien und schrieb unter anderem: "Unsere Kunden, vor allem die, die diese Meldung verbreitet haben, zweifeln möglicherweise an der Qualität unserer Arbeit."

Und tatsächlich gibt es solche Zweifel, unter anderem innerhalb der ARD, wie ein internes Schreiben, das DWDL.de vorliegt, deutlich macht. Darin mahnen die Nachrichtenchefs mehrerer ARD-Anstalten ihre Mitarbeiter zu "größtmöglicher Wachsamkeit bei der Verwendung von DAPD-Meldungen". Die Arbeit der Agentur solle "sehr aufmerksam und kritisch" verfolgt werden.

Als Grund für die Skepsis gegenüber den Meldungen der Nachrichtenagentur wird unter anderem die oben beschriebene Würth-Meldung angeführt, darüberhinaus sei aber auch bei der Stuttgart 21-Berichterstattung mit falschen Zahlen gearbeitet worden. Als weiteres Beispiel wird in der Mail eine Meldung über den Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa genannt. Zunächst habe die dapd gemeldet, dass Marcel Reich-Ranicki sich "tief enttäuscht" über die Vergabe geäußert habe, 40 Minuten später sei dann die Meldung, er habe sie "als sehr erfreulich gelobt" gefolgt.